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13.01.2007

jaja, alle jahre wieder. die ganze welt leidet wieder mal am, für diese jahreszeit typischen, post-neujahr-syndrom. und wer ist daran schuld? die allseits so beliebten guten vorsätze. gute vorsätze machen uns das leben zur hölle. wer schon einmal die gelegenheit hatte, kurz nach jahresbeginn auf einer party eingeladen zu sein, wird seine freunde nicht wiedererkennen. guten vorsätzen sei dank fallen dort schlechtgelaunte ex-partylöwen stark unteralkoholisiert gelangweilt dürch die räumlichkeiten, auf der suche nach ihrer lebensabschnittsgefährtin, um die man sich ja im neuen jahr auch wieder etwas mehr kümmern wollte. von falschen, durch castingshows propagierte, menschenbilder und idealen geprägte mädchen, nesteln verschämt an der salatbar und verschmähen vehement das "ach so fettige" chili. stangenweise bleibt das gute französchische baguette liegen, während sich eine gruppe neu-weight-watchers um das letzte vollkornbrötchen fetzt - ballaststoffen sei dank. besucher kommen, einem herzinfarkt nahe, auf der party an, da man sich ja vorgenommen hatte, im neuen jahr mehr sport zu treiben. und natürlich hielt man die einladung zur feier für die beste gelegenheit, die ersten kilometer im fahrradsattel hinter sich zu bringen. bei 2 °C, im regen, ausschließlich steil bergauf - die nummer vom notarzt schonmal ins handy getippt. bierdeckel, flaschenetiketten und papierservierten werden von nervösen ex-rauchern zerpflückt, denen es beim anblick des quarzenden nachbarn den kalten schweiß auf die stirn treibt. vorausgesetzt sie haben überhaupt noch genug fingernägel. sind diese bis zum nagelbett heruntergekaut, ersetzt man das bierdeckelrupfen gerne auch durch eine packung m&ms, eine tüte chips oder im notfall durch einen block kuvertüre, nur um sich im nächsten jahr dann die süßigkeiten mit hilfe von zigaretten wieder abzugewöhnen. ein grauenvoller kreislauf. und mittendrin stehe ich.

es ist hart mitanzusehen, wie die menschen in den ersten wochen des neuen jahres an ihren eigenen vorsätzen zerschellen, wie die exxon valdez an einem riff. das ganze zieht sich dann in den seltensten fällen noch bis ins frühjahr hinaus, spätestens im sommer sind aber die, vor über einem halben jahr gefassten, guten vorsätze vergessen und es kann wieder aufgedreht werden. meist geht es schneller, fasching sei dank. wenn diese "fünfte jahreszeit" auch sonst nichts gutes hat, schafft sie es doch immerhin, viele menschen wieder auf den boden der tatsachen zurückzuholen. so passiert es nicht selten, dass sich der einstige, selbsternannte abstinenzler am rosenmontag nach dem mc donalds besuch rotzbesoffen mit drei hostessen im größten puff der stadt eine zigarre im whirlpool teilt.

nicht dass ich mir nicht auch etwas fürs neue jahr vorgenommen hätte, aber ich habe gelernt meine erwartungen an mich selbst nicht zu hoch zu schrauben. das böse tagebuch wollte ich weiterführen - hiermit erledigt. ich wollte die webseite umgestalten, neues design, php statt html, content management system statt händisches einfügen und verlinken. aber als ich mit der neuen joomla-basierten version der bösen tagebuch webseite fertig war, war ich unzufrieden. sollte die seite wirklich so aussehen wie jeder x-beliebige blog? sollte es wirklich so unnütze funktionen geben wie "suche", "kommentare"... nein, das muss nicht sein, dacht ich mir und löschte alles wieder. es geht also weiter wie gehabt. ich werde versuchen die frequenz der einträge zu erhöhen und die seite wieder aufleben zu lassen.

ich wollte meinen exzessiven lebensstil etwas herunterschrauben, nur um festzustellen, dass man langweilig zwar vielleicht länger leben kann, das leben insgesamt dadurch aber nur wenig lebenswerter wird. wir werden auch dieses jahr wieder vollgas geben, also macht besser die bahn frei!

song of the day:
...and you will know us by the trail of dead - stand in silence

 

also, bis demnächst, mein böses tagebuch