klick -> zurück zum bösen Tagebuch

 

 

05.02.2004

hallo mein böses tagebuch,

vorgestern war ich mal wieder beim zahnarzt. keine angenehme sache... als erstes betritt man das wartezimmer, und schon da riecht es so komisch. nach desinfektion und sagrotan. ein geruch bei dem sich bei mir alle nackenhärchen im 90° winkel aufstellen. aber, da muss man halt alle sechs monate mal durch. im wartezimmer lachten mich dann schrecklich verfaulte zähne von postern an und verpassten mir ein schlechtes gewissen. eigentlich weis ja ich schon ganz genau was auf mich zukommt. denn in letzter zeit habe ich nach einem glas nutella auch ab und zu stechende schmerzen im hinteren backenzahn. lange zeit habe ich den gedanken an den summenden bohrer verdrängt, aber heute werde ich mich wohl meinem schicksal stellen müssen. mit mir im wartezimmer sitzen mütter deren kinder lustige bilder von kariesbefallenen zähnen malen die dann überall im gesamten wartezimmer aufgehängt werden. weiter hinten in der spielecke prügeln sich zwei jungs mit den bauklötzen, ihre mutter ist in die neuste sonnenbrandgeschichte von norwegens königin mette-marit in der gala vertieft und bemerkte nichts. ich überlegte mir ob ich ihnen einen kleinen tipp geben sollte: "wenn ihr euch die zähne gegenseitig raushaut, muss der doktor nicht bohren." aber da kommt mir die mutter doch noch in die quere die tatsächlich irgendwann auf ihre streitenden bälger aufmerksam geworden war, als sie von einem klötzchen getroffen wurde. gegenüber von mir sitzt ein etwas älterer mann, der wohl aus gutem grund nur mit geschlossenem mund lächelt.     

ich werde aufgerufen, betrete den behandlungsraum und nehme auf dem stuhl platz. der arzt kam rein und knipst die lampe über mir an. milliarden von lux strahlten mir in die augen und tränen schießen hervor. irgendeine fremde stimme hinter dem licht spricht zu mir "so, machen sie mal bitte dem mund auf" und schon noch dem ersten mal "aaah" sagen kommt dann das vernichtende urteil: "tja, der backenzahn da hinten sieht ja garnicht gut aus. da müssen wir wohl bohren". mist. ein halbes jahr wieder umsonst zähne geputzt... naja, wat mut, dat mut eben. "mit betäubung?" fragt der arzt. "kostet die extra? nein? na dann rein damit! und nicht zu wenig!" drei spritzenstiche und ich merkte langsam wie meine zunge taub wird. "wirkt die betäubung schon?" fragte der arzt. mit hängender zunge versuche ich zu reden. "if glauwe schwon" "ok, dann los" meint er und schmeisst den bohrer an. bzbzbiiiiiiehh... uh! scheinbar sit die betäubung doch noch nicht ganz auf der höhe. ein stechender schmerz durchzuckt meinen unterkiefer. naja, jetzt ists auch egal, denke ich mir und ertrage das bohren so gut es geht. mittlerweile haben sich meine augen an das grelle licht gewöhnt und ich kann nun auch die arzthelferin sehen. garnicht mal schlecht, denke ich und konzentriere mich auf ihre zarten, angenehmen hände wie sie mir speichel, schleim und rotz aus dem mund absaugen. "jaaa, hol alles raus!" dachte ich. und als ich gerade so richtig in fahrt gekommen war, ist das bohren auch schon vorbei. als nächstes kommt der abschnitt, in dem der zahnarzt den mundraum trocken legt. für mich ist das noch schlimmer als das bohren. hunderte kleiner wattewürsten werden mir in die backe gestopft bis ich aussiehe wie ein hamster mit mumps. das ist dann auch der beste moment für eine preisverhandlung von seiten des zahnarztes: "ich mach ihnen kunststoffüllungen rein. die sehen besser aus. ausserdem können die ewig drinbleiben. die kosten allerdings 40 € zuzahlung. ok?" naja, was hätte ich denn auch sagen sollen? ich bemühte mich aber ich brachte nur ein staubiges "hmpf ghnngfft" raus. naja, was solls, falls mir wirklich mal meine freundin hinter die backenzähne schauen würde, würde sie da immerhin keine hässliche amalgan füllung sehen... als nächstes wird der zahn in ein metallband eingespannt und die füllung reingemacht. dann noch aushärten mit uv-licht und schon bin ich fertig. war ja eigentlich garnicht so schlimm. "war doch garnicht so schlimm!" hörte ich die arzthelferin sagen. "woran hat die mir das jetzt angesehen" dachte ich, als ich mir den mund ausspülte. was übrigens mit einer betäubten gesichtshälfte, ja, mittlerweile hatte die betäubung doch noch eingesetzt, nicht gerade einfach ist. vor allem das ausspucken bereitet einem ziemliche schwierigkeiten und man muss die speichelfäden irgendwie immer mit den fingern wegmachen. 

erleichtert ging ich zurück ins wartezimmer. "ach, nochwas!" ich drehte mich um, der zahnarzt stand hinter mir. "waf denn nof?" fragte ich. "ihre weisheitszähne, naja, die sehen auch nicht so gut aus, liegen etwas quer. die sollten sie sich auch ziehen lassen. ich schreib ihnen da gleich mal ne überweisung zum chirurg." mist. so etwas wollte ich jetzt auf gar keinen fall hören. "ham die weniftenf ordentlife betäubunb? irgendwaf waf ordentlif knallt?" "ja, da bekommste dämmerschlaf. sehr entspannend!" zwinkerte er mir zu. "fein, fehr fein!" dachte ich und kaute mir auf dem nachhauseweg aus versehen ein stück backe ab.

  
song of the day:

Incubus - Talkshows On Mute

also, bis demnächst, mein böses tagebuch


lächeln ist die eleganteste art dem gegner die zähne zu zeigen