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27.02.2005

hallo mein böses tagebuch,

wie ihr wisst, bin ich ein ganz armes würstchen, ich bin sogar so arm, dass ich mir die freizeit mit nebenjobs vollpacken muss, um meinen lebensstandard halten zu können, den ich mir in zeiten von geld im überfluss angeeignet habe. tja, man lebt ja nicht vom bafög alleine. einer dieser jobs ist eine anstelleung als reparaturhelfer in einem service center. dort wird eigentlich alles repariert was man auch irgendwie kaputt machen kann: monitore, laufwerke, dvdplayer, handys, drucker, laptops, fernseher, radios... im moment repariere ich drucker.


und in einer so großen firma hat man natürlich auch kollegen. manche sind unauffällig, sitzen den ganzen tag schweigsam in der ecke und verdrücken sich in der pause genauso unauffällig mit ihrer tupperdose voller vollkornbrot und apfelschnitzen in die hinterste ecke der cafeteria, das sind sind die neutralen kollegen. ob sie nun da sind oder nichts, würde am arbeitsklima wohl kaum etwas ändern. dann gibt es noch die angenehmen kollegen. sie teilen sich das gleiche humorverständnis mit einem, haben die gleichen ansichten gegenüber den anderen kollegen und hab im idealfall noch den gleichen musikgeschmack, so dass man sich ohne probleme darauf einigen kann, einmal anstatt das ewigen radiogedudels eine anständige cd einzulegen. 
und dann gibt's auch noch die nervigen kollegen. sie können durch ihre bloße anwesenheit heiterkeit und fröhliche stimmung zunichte machen und nichts als verbrannte erde hinterlassen. ganz schlimm wirds dann auch noch, wenn diese kollegen versuchen krampfhaft locker zu sein und die von ihnen gedrückte stimmung mit schlechten sprüchen aufzuheitern.

und mit genau so jemanden muss ich hin und wieder zusammenarbeiten. da kann es schonmal vorkommen, dass alte gags und sprüche ausgepackt werden, die einem eigentlich vor mitleid die tränen in die genervt verrollten augen treiben müssten, wenn man sich nicht selbst stillschweigend geschworen hätte, das alles so gut es geht zu ertragen um den job nicht aufs spiel zu setzen. immerhin ist man ja nur aushilfskraft.
kollege zur von allen begehrten sekretärin: "steffi! steffi! steffi!" (steffi ist gerade dabei wichtige unterlagen zusammenzusuchen und schaut genervt auf) "was is?" "steffi! hey, lass dich nicht aufhalten!" wäre ich an steffis stelle gewesen hätten mich schon mehr als zehn pferde davon abhalten müssen ihm meinen kugelschreiber durchs brustfell zu treiben.
genauso elegant kommen auch sprüche wie: "zum bleistift" (anstatt zum beispiel), "nur heroinspaziert" (anstatt hereinspaziert), "das ist ja unfaßbier" (anstatt unfaßbar) und natürlich die krönung der sponti sprüche: "schaun mer mal".

richtig schlimm wirds erst, wenn dieser kollege, natürlich aus guten, ersichtlichen gründen single, montags seine handycam aupackt und seine "aufrisse" des vorangegangenen wochenendes präsentiert. und selbst die schlechte auflösung der handykamera kann nicht vertuschen wass der kollege im liebesrausch sowieso nicht mehr wahrnehmen kann, die schminke könnte man gut und gerne als bauernmalerei abtun und dient wahrscheinlich hauptsächlich dem zweck tiefe aknefurchen überzubetonieren. modisch längst überholte H&M fetzen lassen auf mädels aus der viva-generation schließen. das wäre ja vielleicht alles noch halbwegs ok, wenn er nicht knapp vierzig jahre älter als der durchschnitt seiner eroberungen wäre...

im sommer ist es ganz schlimm, denn dann ist so mancher kollege immer extrem früh auf der arbeit, weil er versucht den berufsverkehr zu meiden, um seinem getunten calibra auch ordentlich bleifuss geben zu können. dafür ist er im winter immer zu spät weil er aufgrund des angepappten frontspoilers mit pseudo-sponsoren-aufklebern ehrenamtlicher schneeschieber spielt. wenn er mal nicht vom wochenende und irgendwelchen "tussen" erzählt, kommt das andere seiner beiden gesprächsthemen zum tragen. sein auto. demnächst will er sich riesige, hässliche tribals queer über die schüssel kleben. und beleuchtete pedale und schalthebel sollens noch sein, natürlich passend zu unterbodenbeleuchtung. da zeigt sich mal wieder, dass unterbodenbeleuchtung proportional mit unterbelichtung einher geht... ich glaube jedoch kaum dass man damit die alte rostlaube noch vorm nächsten tüv retten kann, würde er mal lieber in neue bremsen investieren...

jedenfalls habe ich mir noch niemals so sehr den feierabend herbeigeseht wie an den paar tagen in dieser abteilung. aber seien wir mal ehrlich, ohne all diese abgefahrenen kollegen, wärs andererseits schon extrem langweilig, oder?

song of the day:

bloc party - like eating glass


also, bis demnächst, mein böses tagebuch