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13.03.2005

hallo mein böses tagebuch,

heute war mal wieder einer dieser typischen verschwommenen morgenden nach einer durchzechten nacht. man wacht auf, findet sich quer auf dem bett liegend, der rechte arm ist taub weil man die ganze nacht draufgelegen haben muss ohne es gemerkt zu haben, die linke hand hält sich an einer packung talcid fest, daneben liegt ein röhrchen aspirin verstreut. den deckel hab ich am abend vorher abgebissen. diese scheiß kindersicherheitsverschlüsse. sicherlich ein hindernis für kinder, aber für betrunkene eine absolut unüberwindbare barriere.

bettdecke und kissen sind in alle richtungen verstreut, ebenso die klamotten vom abend davor, derer man sich noch im türrahmen der haustüre unkontrolliert entledigt hat. ein schuh steht noch draussen vor der türe, der andere im bad. die haare stehen in alle richtungen, der eigene mundgeruch strömt beim gähnen in die nasennebenhöhlen und verursacht wieder schwere übelkeit, obwohl man eigentlich garnichts mehr riechen kann weil die nase aufgrund der schlechten partyluft am abend vorher die schleimproduktion aufs maximum hochgefahren hat. die zunge fühlt sich pelzig an und sieht auch so aus. der blick in den spiegel verrät auch sonst nichts gutes: augenringe, ein dreitagebart, der gestern abend irgendwie noch nicht da war. die haare riechen komisch, von diversen anderen körperstellen mal ganz zu schweigen. der arm ist immernoch taub. ein kribbeln in den fingern macht sich breit, scheinbar kehrt das blut zurück. die augen sind ziemlich rot, der hals brennt. vom saufen, vom rauchen, vom gröhlen, vom lachen.

ich drücke auf den "auf" knopf meines elektrischen rollandens. unaufhaltsam werden die kleinen hellen schlitze an der wand größer, weiten sich aus zu einem großen hellen fleck, der immer weiter wächst. die nachmittagssonne scheint mir direkt ins zimmer. sie brennt in den augen, sie brennt auf der haut. aber man bleibt hart. ich öffne das fenster und fühle wie die verbrauchte luft ausströmt und durch neue, eiskalte ersetzt wird. keine wolke am himmel. es ist saukalt.

keine fünf minuten nach dem aufstehen beginnt mein magen zu brodeln. durst steigt auf und ich ziehe eine flasche stilles wasser auf ex runter. ich frage mich ob ich gestern abend gekotzt habe, merke aber daraufhin sofort wie sich mein magen meldet. scheinbar nicht. ich hechte gerade noch rechtzeitig aufs klo. und da sitze ich dann zwanzig oder fünfundzwanzig minuten, bis mein arm nicht mehr taub ist. dann noch die zähne mit einer extraportion ajona zahnpasta und einem 50:50 odol-wasser cocktail gespült, die zunge mit dem guten gilette mach 3 abgeschabt und man sieht wieder halbwegs aus wie ein normaler mensch. ich sprühe mich mit deo ein, um mich in der zeit bis zum duschen nicht so sehr vor mir selbst ekeln zu müssen. irgendwann ist man mental dann auch soweit, dass man es verantworten kann sich aufrecht in eine rutschige nasszelle zu stellen und sich zu duschen. dann noch frische wäsche und den sonntangsjogginganzug und wieder ab ins gelüftete bett. 

eine halbe packung ferrero küsschen, die vorgestern mein abendessen waren, sollen jetzt mein frühstück sein. mit dem ersten bissen kehrt wieder energie in meine ausgelaugten körper zurück und ich fange an zu rekonstruieren...

freitag abend: ich habe meinen geburtstag nachgefeiert. ich hatte eigentlich schon am mittwoch, aber da hab ich mit extrem aggresiver grippe im bett gelegen. also hab ich die leute am freitag zu einem kleinen "äppelwoischoppe" eingeladen. hausgemachter apfelwein so viel man trinken kann und es war auch wesentlich mehr los als ich gedacht habe. trotzdem sind die leute schon relativ früh nach hause, den einen ging's nicht so gut und die anderen hatten eine freundin der es nicht so gut ging. so kam es dann, dass ich alleine mit tueson gegen ein uhr dasaß als mein bruder und zwei seiner kumpels von ihrer kneipentour nach hause kamen. irgendwo hat mein bruder dann noch zwei flaschen jägermeister aufgetan und das unheil nahm seinen lauf. jägermeister ist ein erstaunliches getränk. es schmeckt nicht wirklich gut und jagt mir noch nach dem zehnten glas eine gänsehaut auf den rücken. und der jägermeisterrausch kommt schlagartig. erst passiert lange nichts und dann irgendwann fängt es an. der absolute exitus kündigt sich durch taubheit im gesicht und kribbeln im zahnfleisch an, zumindest bei mir. wenn ich mir ins gesicht fasse, ist es so als würde ich jemandem anderen ins gesicht fassen während mir jemand ins gesicht fasst. ich kann einfach nicht beide informationen aus anfassen und angefasst werden einer einzigen tätigkeit zuordnen. sehr skurrile erfahrung. schuhebinden fällt dann auch schwer. und dann wird's immer relativ schnell schwarz...
ich weiß nurnoch wie tueson dann irgendwann gegen vier uhr im schneesturm und der dunkelheit richtung seiner wohnung verschwunden ist, während ich auf allen vieren mein bett gesucht habe.

samstag abend: mein klassenkamerad brian hat ne geburtstagsparty für sich geschmissen. da durften tueson, jochen und ich natürlich nicht fehlen. an wirklich viel kann ich mich nicht mehr erinnern, nurnoch, dass wir die zwei flaschen jägermeister, die wir ihm geschenkt haben auch wieder selbst getrunken haben. und dann war da noch so ein mädchen, das uns allen drei erzählt hat, sie hätte jetzt durch die pille im letzten monat 15 kg zugenommen und ist nur deshalb so beleibt. erstaunlich so eine gewichtszunahme. ich wünschte ich wäre auch ein mädchen, dann hätte ich dafür auch noch eine ausrede. scheinbar war auch die pille der grund für ihren heißhunger. obwohl der käse-dip wohl zum besten gehört, dass ich je gegessen habe. natürlich ein 100% amerikanisches erzeugnis, bestehend aus ausschließlich künstlichen inhaltsstoffen. aber wen interessiert das schon wenns schmeckt. meine freundin war zum glück nicht dabei, sie war selbst eingeladen. ebenso tuesons und jochens freundin. endlich mal wieder ein männerabend, und dann auch noch auf fremde kosten. der weitere verlauf des abends liegt auch irgendwo im jägermeister nebel begraben. ich kann mich noch erinnern, wie einem mädchen beim cocktail mixen der shaker beim schütteln aufgegangen ist und dass irgendjemand eine cd mit "dschingis kahn" und "über den wolken" eingelegt hat. von der heimfahrt weis ich leider auch nicht mehr viel. das ist schade, denn ich weis noch, dass wir ziemlich viel gelacht haben, weil tueson irgendwelche jugendsünden gebeichtet hat. ich muss mich erinnern...

song of the day:

bloc party - banquet


also, bis demnächst, mein böses tagebuch