klick -> zurück zum bösen Tagebuch

 

 

11.03.2006

heute war ich mit christoph auf der cebit. also nicht nur mit christoph, auch mit einem bus voller unbekannter leute aus unserer firma, die uns den trip gesponsort hatte. trip war das richtige wort. los gings um kurz nach fünf, immerhin ist hannover lockere fünf stunden mit dem bus von unserem beschaulichen firmensitz entfernt. mit ordentlich ellenbogeneinsatz haben wir uns direkt die oberen hinteren sitze im doppeldeckerbus reserviert. denn merke: die coolen sitzen immer hinten. das war schon im schulbus so und wird auch immer so sein. also schön breit gemacht und erstmal mit dem mp3player im ohr die fahrt über im standby modus verbracht.

ankunft hannover: saukalt, es schneit, der parkplatz ist eine einzige pfütze, der eingang meilenweit entfernt am horizont zu erkennen. aber es half alles nichts da mussten wir jetzt durch. in halle eins angekommen erstmal abtrocknen und sortieren. zuvor hatten wir uns einen plan zurechtgelegt, welche hallen wir unbedingt sehen wollten und in welcher reihenfolge wir was ablaufen wollten. doch hier scheidet sich, wie schon so oft, die theorie von der praxis - wer schonmal auf der cebit oder einer ähnlich vollgestopften messe war, äquivalent vielleicht auch auf dem winterschlussverkauf oder beim mauerfall, der weiß was ich meine. knapp sechs stunden aufenthalt, acht hallen standen auf unserem plan - ein ding der unmöglichkeit. los ging es, wir liesen uns nicht beirren, mit halle eins. mit unserem rucksack und unseren jacken, die wir aufgrund des schneenassen wetters zwischen den hallen gleich anließen, mussten wir auf die aussteller wirken wie mallorcaurlauber auf den türsteher einer nobellounge. information? fehlanzeige. schnell wurden wir mit billigem werbekrimskrams auf abstand gehalten. "hier, ein schlüsselbändchen/bonbon/aufkleber und jetzt haut ab!" man wollte uns nicht. in ihren augen waren wir der pöbel. schnorrer die man am liebsten wie vogelgrippenkranke von der messe geprügelt hätte. man musse seinen stand ja sauber halten, für die wichtigen besucher. das uns der werbenippes ziemlich egal war, und wir uns in der tat für diverse technische neuerungen interessierten nahm uns niemand ab, dazu fehlte uns wohl die schlips und schmierscheitel gestützte glaubwürdigkeit.

aber schlips und schmierscheitel machen auch noch keinen spezialisten. siehe notebook pavillon von benq und samsung. ein haufen pseudo-fachidioten denen man zu ihren ausgestellten produkten kaum eine genauere angabe als "windows mit pentium" herausleiern konnte. fragen nach wlanstandard und speicherbusgeschwindigkeit blieben weitgehend unbeantwortet. was für eine schmach. wir kämpften uns also weiter durch die hallen, vorbei an den neusten HD-TVs und handys auf unserem pfad durch die produkte von morgen die wir uns erst übermorgen leisten können, wenn es schon wieder neue produkte von morgen gibt und die produkte vom jetzigen gestern, die wir uns übermorgen endlich leisten können, wieder aussehen lassen wie von vorgestern und uns nie zufrieden werden lassen, als plötzlich die menschendichte immer größer wurde, die menschen an sich aber immer kleiner. ganz klar, hier war der stand von nvidia. das kinderparadies der cebit, zwar nicht mit ballbecken, dafür aber mit pcs zum selberzocken. hunderte kiddies drängten sich um einen stand, an dem man sich von dem extra aus amiland eingeflogenen weltmeister im "unreal tournament" virtuell den arsch versohlen lassen konnte. wobei hier der reiz liegen sollte, blieb mir bis heute verborgen. ich versuchte einige werbebonbons in die menge zuwerfen um ein handgemenge auszulösen, als christoph die geduld verliert und versucht sich freizuschütteln. und so kämpften wir uns durch den zwergenauflauf und setzten unsere tour fort.

wenn man dann nach einigen stunden die wirklichen innovationen, welche eigentlich nur in halle 1 und 2 ausgestellt werden, abgegrast hat, verliert man relativ schnell das interesse. die restlichen hallen beherbergen fast ausschließlich kleine 0815 stände irgendwelcher taiwanesischen firmen, die usb-sticks, mp3player und grauenvoll hässliche pc gehäuse herstellen. man bekommt den eindruck dass in jeder wellblechhütte von singapur bis tokio kleine kinder usb sticks und pc nippes zusammenschrauben. das portfolio der firmen gleicht wie ein chinese dem anderen und ist höchstens für aldi-vertreter interessant, die mal wieder eine halbe million mp3 player günstig produzieren lassen wollen.

und weil es dann auch wirklich kaum noch etwas interessantes zu sichten gab, hab ich mich darauf beschränkt die kürzesten miniröcke und tollsten autos der cebit zu fotografieren. also, für alle die nicht auf der cebit waren, hier das wichtigste noch mal als collage:

song of the day:
arctic monkeys - when the sun goes down


also, bis demnächst, mein böses tagebuch