13.04.2003

hallo mein böses tagebuch,

heute ist sonntag. der tag des herrn. mein tag also. heute war ich mit meinem kumpel frank und zwei au pairs aus der tschechei im schönbusch "spazieren" (für alle kulturbanausen mit flacher allgemeinbildung: das schönbusch ist ein landschaftspark in aschaffenburg am main, der letztes jahr zum schönsten park deutschlands gewählt wurde). wenn wir (mein kumpel frank und ich) im allgemeinen vom spazieren gehen reden, meinen wir damit, dass wir auf dem direktesten wege den nächsten biergarten zwecks stillung unseres chronischen durstes ansteuern. unsere begleitung allerdings war mit dieser tatsache noch nicht vertraut, und so guckten sie ganz schön dumm, als wir kurz nach beginn unseres spaziergangs nicht in den mehrere kilometer langen weg um den see, sondern in den weg direkt zur oase der zivilisierten menschheit einbogen. nach minutenlangen diskussionen, die wahrscheinlich nicht mal 30 sekunden gedauert hätten, wenn diesen frauen nur jemand gescheit deutsch beigebracht hätte, haben wir sie dann schlussendlich doch dazu überreden können, dass wir im biergarten auf sie warteten, bis sie von ihrer großen runde um den see zurückkamen. ca. 1 maß später kamen sie dann auch schon wieder bei uns an und verhinderten einen zweiten liter des köstlich erfrischenden getränkes. also ließen wir uns breitschlagen (sofern das noch möglich war) und liefen noch ein stück mit ihnen durch die (gähn!) natur. 

endlich wieder im auto setzten wir die klimatronic auf revitalisierende 17°C und guckten den müttern zu, die beim zusammenhalten ihrer vier hyperaktiven kinder ins schwitzen gekommen waren. irgendwie erinnerte mich diese szenerie verdammt an meine zugfahrten... beim aussteigen erlitt ich dann beinahe noch einen kalt-warm-kreislaufkollaps, dem nur zuhause mit einem schönen kühlen weißbier entgegenzuwirken war. 

da fällt mir ein, noch vor unserem spaziergang waren wir beim typisieren für die knochenmarksspenderdatei. auch eine sehr lustige sache. zuerst musste man seine daten einer sehr netten und gutaussehenden (mit zwei überragenden vorteilen ausgestatteten) arzthelferin sagen, welche es dann nach dem dritten anlauf tatsächlich schaffte meine daten ohne rechtschreibfehler auf das spenderformular zu übertragen. naja, irgendwo gleicht die natur immer aus... dann musste ich mich zu einem arzt setzen, der schon etwas eingefallen aussah "ist das blut für sie oder was?". großzügigerweise ignorierte der arzt meine frage, dafür legte er dann mit einem gummiband den kompletten blutkreislauf in meinem arm lahm. was als nächstes geschah, bestätigt meine these, dass sich alle ärzte einer stadt nach feierabend zu einem fläschchen äther in einer kneipe treffen und sich gegenseitig über die leiden ihrer patienten lustig machen. denn der arzt spannte den gurt millimetergenau auf meinen entzündeten abszeß. sehr feiner schmerz! am liebsten hätt ich ihm mit meiner freien hand die spritze direkt zwischen die augen gerammt... so weit kam es aber dann nicht, denn ich lasse mir ja für gewöhnlich keine schmerzen anmerken, um meinem ruf als gefühlloses arschloch gerecht zu werden. als der kerl dann endlich die ampulle mit blut gefüllt hatte, ging ich damit zur abgabestelle. da fragte mich doch ernsthaft so ein halbmond von kerl, ob ich denn was spenden wolle, immerhin koste so eine typisierung normalerweise 50 €. "hey, pass mal auf! das hier ist feinstes qualitätsblut. am besten du frierst es ein und züchtest mal eine überragende rasse daraus. du kannst froh sein so ein flüssiges gold überhaupt in den händen halten zu dürfen! wenn du kohle willst geh in die fußgängerzone singen! allerdings könnte ich mich anbieten der aufgekrazten arzthelferin vom empfang den streß aus den knochen zu vögeln..." naja, ich hab dann noch nicht mal einen pin von der DKMS bekommen. tja, das hat man nun davon, undank ist der welten lohn...

das nächste mal geh ich mit frank blutspenden. wir werden versuchen mit gefälschten ausweisen zweimal hintereinander blut abgeben zu können, um dann mit einem liter (immerhin ca. 12,5 %) weniger blut im prachtkörper einen fantastischen schoppen zu trinken. ich werde euch dann davon berichten.

falls jemand schonmal geld beim saufen dadurch gespart hat, dass er sich blut hat abzapfen lassen, der kann mir ja mal seine erfahrungen im gästebuch schildern.

also, bis demnächst, mein böses tagebuch