26.04.2003

hallo mein böses tagebuch,

heute ist samstag und das schicksal schlägt mal wieder mit voller härte zu... endlich hab ich frank dazu überredet einmal mit uns radfahren zu gehen und endlich ist mein helm gekommen, schon fängt es an zu regnen. hat wohl wieder irgend so ein scheiß verzogener bengel seinen teller nicht leergegessen. bei mir hatte es sowas nicht gegeben. nicht, dass mich meine eltern gezwungen hätten zu essen, aber wenns was gegeben hat das mir geschmeckt hat, war der teller sowieso schneller leer als das essen abkühlen konnte. und falls es dann mal was gegeben hat, was ich wirklich nicht gemocht habe, habe ich immer nur auf ein bild von so einem verhutzelten, eingefallenen, mit aufgeblähtem wasserbauch traurig in die kamera schauenden kindes aus äthiopien auf dem missereor kalender geschaut, den man den christlichen drückern aus reinem schlechten gewissen (und weil man sie loshaben wollte) an der tür abgekauft hat. dabei haben mir die sätze meiner mutter "andere kinder verhungern und du lässt das ganze essen auf dem teller!" im hinterkopf geschallt. ich weiß zwar nicht, was es dem kleinen negerkind bringt, wenn ich mir hier den magen mit gemüse vollschlag, aber man machts halt. und dabei hab ich immer an die kinder gedacht, die von ihren eltern, beide lehrer, oder noch schlimmer: studienräte, erlaubt bekamen auch mal nicht aufzuessen. und dann gabs schlechtes wetter, genauso wie heute.

das heute war bestimmt auch so ein antiautoritär erzogenes lehrerkind. lehrerkinder sind sowieso die geborenen verlierer. eine unglückliche kombination aus zwei lehrern (lehrer heiraten scheinbar immer nur lehrer) kann das beste kind verderben und ebnet die laufbahn für ein loser-leben in perfektion. die meisten lehrerkinder die ich gekannt habe, waren so dermaßen verzogen und abnorm, dass mit ihnen keiner was zu tun haben wollte. komischerweise sind lehrerkinder auch nie besonders schlau. ein richtiges lehrerkind erkennt man daran, dass es einen namen hat, der irgendwie klingt als hätten ihn die eltern aus irgendeiner studienfahrt aus island oder messopotamien mitgebracht. die lehrerkinder die ich aus der grund- und realschule kannte hießen entweder Quentin, Cyrel, Torben, Jon (sprich "Jooooohn"), Tascha, Nada und Eras. das nächste totsichere erkennungszeichen ist der modestil. von mami ausgesucht. selbstgestrickte rentierpullis, schuhe mit klettverschluss, nicki-pullis, breitcordhosen mit viel zu kurzen beinen und die passenden ringelsocken die wie ein leuchtturm unter der hose rausstrahlten. ein lehrerkind auf dem pausenhof hat man daran erkannt, dass es mitten im pausenhof stand, aber sich kein schüler näher als drei meter an das lehrerkind herantraute, vor angst sich mit allergien anzustecken. lehrerkinder, die zum ersten mal aus ihrer heilen sagrotan-welt in die freie natur kommen, was meistens das erste mal bei der einschulung passiert, entwickeln sofort eine vielzahl von allergien, die sich mit hautausschlägen, roten augen, schuppen und haarausfall äußern. 
lehrerkinder haben immer komisches müsli (wahrscheinlich "Seitenbacher Müsli" - sic!) zum essen dabei, und einen apfel. das müsli wollte eh keiner gegen seine milchschnitte tauschen, und der apfel sah erst recht abstoßend aus, weil er nicht glänzte, sondern irgendwie so matt war. ausserdem schmeckte er nicht nach wachs und hatte außen so komische braune flecken. zu viel natur für meinen geschmack...
lehrerkinder weinten auch immer schon, wenn sie nur ihren turnbeutel vergessen hatten, der bleistift abgebrochen war, der apfel in den dreck gefallen ist oder bei allen anderen situationen die sie total überforderten.
das sind eben die besten vorraussetzungen für ein eingenstädiges leben später...

jaja, so war das und ist das heute noch. lehrerkinder sind vom leben gestraft und können eigentlich nix dafür. das ist mir aber egal.  

also, bis demnächst, mein böses tagebuch