28.04.2003

hallo mein böses tagebuch,

also, eigentlich ists ja schon viel zu spät und ich muß morgen wieder früh raus, aber das muss ich jetzt noch schnell loswerden. dieser tag hat es auf mich abgesehen gehabt...  

zuerst bin ich mit einer freundin von mir, steffi heißt die gute, rad gefahren und bin durch zufall am biergarten vorbeigekommen. da hab ich sandy getroffen, die vor dem biergarten rumgehockt hat. es war ein absolut unwahrscheinlicher zufall. erstens war die chance sehr gering, dass mich sandy mit meinem helm und sonnenbrille wiedererkennt, schließlich hatte ich sie ja nur einmal in meinem leben gesehen. noch unwahrscheinlicher war, dass ich sie erkannt hab, immerhin war ich total weggeknallt, als ich sie kennengelernt habe. naja, zumindest hat sie vor dem biergarten auf nina gewartet, die heute geburtstag hat. "also", dachte ich mir, "mach ich der nina eine freude und beglücke sie mit meiner anwesenheit an ihrem geburtstag." und wie man das halt hierzulande an einem geburtstag macht, haben wir uns ganz schön zulaufen lassen. gustav*, ist dann auch noch direkt vom arbeiten gekommen. in seinem anzug sah er zwar aus wie ein verspäteter kommunionsbub, aber das verachtenswerte outfit (merken: brauner anzug ist augenfoul!) sollte uns noch kopf und kragen retten. 

nach ca. vier maß, in ca. 2 std. und mit nix im magen, habe ich dann langsam gemerkt wie meine fähigkeit aufrecht zu laufen gegen null abgefallen ist, was auch zur folge hatte, dass ich mein rad nicht mehr schieben, geschweige denn fahren konnte. ich habs zwar versucht, aber nachdem ich den biergarten fast um eine bedienung erleichtert hatte, war mir dann klar, dass ich weder auf noch neben dem rad nach hause kommen würde. mit meinen trüben augen suchte ich schon den besten platz um zusammenzuklappen und über nacht den kälte- und alkoholtod zu sterben. doch da fiel mir gustav* mit seinem pro-schwiegermutter-outfit ins auge, der mit seinem auto (der kombi mit dem wir auch in hamburg waren) in den biergarten gefahren war. eigentlich hatte er ja auch schon einiges (über den durst) getrunken, aber eigentlich hätte er auch einen recht kurzen heimweg gehabt, wenn, ja wenn ich ihn nicht überredet hätte mich samt meinem bike nach hause zu fahren. soweit so gut, ich musste also noch nicht sterben und hab mein rad ins auto gehievt. dann gings auch schon los...

die höllenfahrt dauerte ca. 5 min, in denen wir, mit ca. 60 km/h durch die 30er zone rasend, uns über seinen fahrstil (gustav* hat das rechtsüberholen auf der autobahn perfektioniert) unterhielten, als auch schon eine grün weiße spaßbremse hinter uns ihr blutrotes "stopp - bitter rechts anhalten" aufleuchten ließ. mein herz sackte in die hose und ich merkte genau wie es aufhörte zu schlagen. gustav*s gesicht hatte auch jeglichen roten ton verloren und seine hautfarbe hätte selbst michael jackson neidisch gemacht. "fahrzeugschein und führerschein bitte" sagte die, ziemlich gut aussehende polizistin zu ihm. naja, so klar wie gustav* im kopf war zückte er zuerst seinen personalausweis. schon das alleine hätte unsere grüne geistesmacht stutzig machen müssen... aber es kam noch besser. da die polizistin aus den fahrzeugschein erkannte, dass es ein firmenwagen war (ja, scheinbar war die ausbildung doch nicht ganz umsonst), fragte sie "sind sie geschäftlich unterwegs? wo kommen sie her?" und gustav* schmiß seine letzten energiereserven in den denkapparat und zauberte folgendes meisterwerk deutscher sprachkunst hervor: "ja, bin geschäftlich hier. ich komme gerade von meiner freundin. aus dem biergarten..." schon alleine bei diesem satzkonstrukt hätten uns die polizisten mit vorgehaltener waffe aus dem wagen holen müssen. da ich gustav* unter die arme greifen wollte sagte ich, er hätte mich gerade vom biergarten abgeholt, da ich eine verletzung am knie hätte. der kollege vom grünen geistesblitz leuchtete mich mit seiner maglite ab (da kam uns sicherlich zugute, dass ich mit helm und voller radlermontur auf dem beifahrersitz gehockt habe) und dann leuchtete er auf mein rad im kofferaum. "haben sie gemerkt dass da hinten dreißig war?" gustav*: "ja, hab ich, und es tut mir leid..." - "es muss ihnen nicht leid tun, passen sie das nächste mal einfach besser auf!" wie bitte??? aufpassen? wie meint sie das? sollen wir aufpassen, dass wir das nächste mal nicht erwischt werden, wenn wir mit 60 km/h durch eine 30er zone blasen? sehr guter tipp, frau polizistin. "also, noch eine gute fahrt und einen schönen abend!" was sollte das jetzt? wollten die uns verarschen und auflaufen lassen? haben die uns denn noch nicht durchschaut? gustav* schnallte sich langsam an und fuhr los. wir hatten beide noch keine farbe im gesicht. dann sagte gustav* den satz, den ich die ganze zeit hören wollte: "wenn die mich hätten blasen lassen, wäre mein lappen weg gewesen. und dann hätte ich dir den kopf abgerissen. ich hab mir gerade vorgestellt, wie ich morgen ohne führerschein auf die arbeit kommen sollte. ach, naja, ohne führerschein wäre ich meine arbeit wohl auch losgewesen... ich hab mich schon vorm arbeitsamt gesehen. ich hasse dich!" dieser satz holte mich wieder ins leben zurück und ließ mein herz wieder schlagen.

schließlich bin ich noch gut daheim angekommen. ich wollte zwar, dass mich gustav* unbemerkt vor meinem haus absetzt, damit nicht unbedingt jeder sieht, dass ich schon montagsabends vom radfahren besoffen mit dem auto heimgebracht werde. aber diesen spaß ließ er sich dann doch nicht nehmen und rächte sich mit einem hupkonzert der die ganze nachbarschaft aus den federn holte...

wir hatten wirklich mehr glück als verstand. aus so einer situation heil rauszukommen ist eigentlich unwahrscheinlicher als ein sechser im lotto. wir haben daraus gelernt und werden es bestimmt nie wieder tun...        ...bestimmt.

ich möchte mich auch nochmal bei der bayrischen polizei bedanken, die wirklich die zwei größten nachteulen ausgebildet und heute auf streife geschickt haben. vielleicht sollten wir zum gedenken einen baum pflanzen oder sowas...

also, bis demnächst, mein böses tagebuch
 

(* = name wurde auf wunsch des betroffenen geändert)