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16.04.2005

hallo mein böses tagebuch,

neulich war ich mal wieder auf so einer komischen party eingeladen in so einer extrem betäubten reggae-wg. ihr kennt sowas ja bestimmt. den bröckeligen putz in rot, gelb, grün gestrichen, sperrmüllsofas die gleichzeitig als couch, bett und toilette dienen - man bewegt sich ja nur so ungern - der süßliche geruch von mary jane in der luft und leute mit dicken braunen würsten als haare mit labbrigen, grobmaschigen klamotten aus hanf. der großteil des mobiliars waren pflanzenkübel und uv-lampen zu aufzucht diverser kräuter. und aus dem ziemlich veralteten plattenspieler blökte bob marley in den verrauchten raum. natürlich waren alle barfuß. die richtigen rastafaris sind ja auch barfuß unterwegs.
generell war man hier voll bewunderung für die rastafari bewegung, eine art religion die zwar eigentlich auf dem neuen testament beruht, was aber kaum noch einer weis. benannt hat sich die rastafari scheinbar nach einem äthiopischen kaiser. aber das ist alles eigentlich nur nebensache, denn hauptsächlich geht es um den konsum von marihuana und die verbesserung der welt. eigentlich keine schlechte grundlage für eine religion, dachte ich mir und erkundigte mich weiter, wie denn die weltverbesserung so aussähe. der rastafari geriet etwas ins stocken. "naja, erstmal rauchen wie ganja. und dann...   ...dann denken wir darüber nach wie man die welt verbessern könnte." "aha, und dann?" "wie und dann?" "naja, wenn ihr fertig seid mit dem nachdenken?" "naja, so schnell wird man damit nicht fertig, weist du?" "das heißt also du hast noch nicht wirklich was zur weltverbesserung beigetragen?" "ich hab nachgedacht!" sagte er und zündete sich eine neue hanftüte an.

spätestens hier hab ich dann gemerkt, dass das gespräch wahrscheinlich nicht wirklich irgendwo ankommen würde und widmete mich dem selector, also dem typ, der beim reggae die platten auflegt, denn beim reggae ist der dj ja mit dem singen beschäftigt. wenn mans überhaupt singen nennen kann. ein dj muss eigentlich nur ein paar grundphrasen beherrschen, das "r" etwas ausländisch rollen können und reden als hätte man einen mohrenkopf im mund. "jo people, get ready for the next german artist jah, get ready for some more mary jane jah, get ready for babylon jah, get ready for zion jah, get ready for...".
auf jeden fall versuchte ich den selector zu überreden mal andere musik aufzulegen, da die bob marley platte vom vielen abspielen doch schon einiges an dynamik verloren hatte. nach einigem hin und her wechselte er endlich eine platte aus und schob den fader auf den neu belegten plattenspieler. aber es passierte nichts. der selbe aufschlagende takt, die selbe stimme, die selben phrasen, und meiner meinung nach die selbe musik kam aus der box. ich durchforstete die plattensammlung des selectors, aber nachdem ich kein cover ohne mindestens einmal "rot, gelb, grün" finden konnte, gab ich auf.

naja, dann tröste ich mich halt mit einem kühlen bierchen, dachte ich mir und machte mich auf den weg in die küche zum kühlschrank. nach einiger suche fand ich diesen dann auch gut versteckt hinter einer bob marley flagge und öffnete ihn voller vorfreude. aber irgendwie konnte ich kein bier finden. "hey, wo gibts denn hier mal nen schluck erfrischenden gerstensaft?" fragte den ersten der barfuß an mir vorbeischwebte. "wir rastafaris trinken keinen alkohol." etwas verwundert fragte ich dann, ob das mit dem dope denn ok gehen würde. "ja, ganja ist erlaubt, denn es öffnet das bewusstsein." "jaja, zum nachdenken, gell? ich weiß... also alkohol ist tabu, dafür aber dope hm? naja, man muss sich eben nur zu helfen wissen."

sind schon ein komisches völkchen, diese rastafari...

song of the day:

The Bambi Molesters - The Wedge


also, bis demnächst, mein böses tagebuch