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14.05.2004

hallo mein böses tagebuch,

vor ein paar tagen kam meine freundin freudestrahlend nach hause - schonmal kein gutes zeichen - und ich hörte sie schon rufen bevor ich überhaupt die haustüre aufgemacht hatte "hey! ich hab dir was tolles mitgebracht!". oh nein! ich stoppte kurz und überlegte ob es cleverer war, einfach wieder zurück ins bett zu schleichen und zu behaupten ich hätte sie nicht gehört. aber zu spät, denn sie hatte mich bereits gehört. mit einem breiten grinsen enterte sie meine wohnung. "da!" sagte sie und hielt mir etwas unter die nase. es war ein längliches gerät. schön abgerundet, ungefähr von der größe eines dicken eddings. auf der verpackung stand "batteries included!". mein erster gedanke der mir durch den dicken äther geschossen kam, war eine erinnerung an die letzte folge "wahre liebe" in der die transenschrulle lilo wanders irgendwas über die entspannende wirkung von analvibratoren bei männern erzählt hat. "oh nein, jetzt dreht sie total durch". doch ich lag falsch "ein nasenhaarschneider!" rief sie. einerseits war ich erleichtert, andererseits war ich nun auf eine andere weise ziemlich beunruhigt.

"aber die paar haare in meiner nase hab ich bisher auch ganz gut mit der nagelschere bändigen können" meinte ich. "ach, stell dich nicht so an, du stehst doch auf so technischen nippes. ich hab gedacht es freut dich, aber wenn du es nicht willst, ich hab den kassenzettel aufgehoben..." ich hörte den zutiefst beleidigten unterton in ihrer stimme und mir schoss sofort regel nummer eins in den kopf: niemals ein geschenk von IHR ablehnen oder schlecht machen, egal wie bekloppt es auch sein mag. "ach quatsch schatz, ich find das ding super. so was hab ich mir eigentlich schon immer gewünscht!". ihr griesgrämiges gesicht wich einem lächeln "ehrlich?" "aber ja doch!" "na dann probiers gleich mal aus!" rief sie und hatte innerhalb von zwei sekunden die verpackung aufgerissen und hielt mir das gerät und die batterien unter die vor angst schon ganz kalte nase.

hm, mist. ich schaute mir das gerät einmal genau an. eigentlich hatte ich nicht vor mir ein teil das aussieht wie ein zu klein geratener tunnelbohrer in die nase oder irgend eine andere körperöffnung zu stecken. wer weiß wie weit sich dieses teil in richtung meines wertvollen gehirns vorgraben kann. es wurde zeit für plan b. 

ich legte die batterien ein und setzte das gerät an. mit zittrigen händen schob ich den schneidekopf in mein eines nasenloch. schweiß stand mir auf der stirn und alle meine härchen auf dem körper richteten sich auf. "mach an!" rief sie ungeduldig. ich schluckte nochmal und legte meinen daumen auf den schalter. langsam schob ich den schalter hoch, bis er einrastete. es passierte...    ...nichts. "oh, so ein pech, der ist kaputt" meinte ich und atmete erleichtert aus. "ach was, das kann garnicht sein. gib mal her!" meinte sie etwas enttäuscht und riss mir das gerät aus der hand. "du hast ja auch die batterien falsch eingelegt! dann kanns ja garnicht gehen. guck, du musst die so einlegen wie da aufgemalt!" scheiße. plan b hatte auch nicht funktioniert. jetzt konnte mich nur noch ein wunder retten. 
"jetzt geht er!" rief sie triumphierend und hielt mir das ding entgegen. gerade als ich wieder danach greifen wollte drückte sie auf den schalter. ein hoher, surrender ton kam aus dem gerät der mich an alles andere erinnerte nur nicht an eine sanfte haarentfernung. und wieder hielt ich den schneidekopf in meine nase. diesmal ging es um alles. das wusste ich. ich fühlte leichten schwindel und die ersten kindheitserinnerungen liefen in schwarzweiß vor mir ab. jemand hatte mir mal gesagt "der tod ist schwarzweiß". nahtoderfahrung nennt man sowas wahrscheinlich. ich presste meine augen zusammen und wollte gerade den schalter drücken, als ich einen noch schrilleren ton hörte. "oh mein handy!" rief meine freundin und eilte aus dem badezimmer. 

ich war gerettet. das blut floss zurück in meinen kopf, das adrenalin rauschte noch durch meine adern. ich legte das teufelswerkzeug aus meiner hand in eine schublade und wischte mir den schweiß von der stirn. dann nahm ich schnell meine geliebte nagelschere und kürzte jedes nasenhaar das ich erspähen konnte. kurz darauf kam meine freundin wieder zurück. "und? hats geklappt?" "ja, prima, guck" meinte ich und zeigte ihr meine nasenlöcher. "super, da funktioniert ja prima, sieht viel besser aus als mit der nagelschere!" "ja, finde ich auch," ich versuchte abzulenken "wer war das am telefon?" "ach, das war frank, der wollte mit uns nochmal in seine kneipe gehen." ich ergriff die chance "also, gehen wir hin! lass uns keine zeit verlieren. ich fahre!"

bis heute liegt der nasenhaarschneider immernoch unberührt in meiner schublade. hoffentlich erinnert sich meine freundin nicht irgendwann daran.

 

song of the day:

deftones - nosebleed

also, bis demnächst, mein böses tagebuch