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12.06.2004

hallo mein böses tagebuch,

so, es ist mal wieder zeit. nach einer etwas längeren kreativpause melde ich mich zurück. hatte einiges um die ohren in der letzten zeit. ich musste mich um den verkauf der von mir entworfenen bud "che guevara" spencer shirts kümmern, organisierte eine grillparty und ausserdem kann man bei dem schönen wetter ja nicht den ganzen tag daheimhocken und sich tagebucheinträge ausdenken.

also wie gesagt, ich denke mal mein erstes "Kill N' Grill" am freitag war ein echter erfolg. zwar haben sich manche erfolgreich um die bierkasse gedrückt aber unterm strich hab ich dann meine auslagen ausgleichen können. der biervorrat war gegen ende hin sogar fast aufgebraucht 4 kästen bier für 25 leute reichen scheinbar nicht wirklich. ich denke mal es wird in zukunft auch mal wieder ein Kill N' Grill geben, und vielleicht auch eine nummer größer. 
ein toller maßstab dafür, ob eine party erfolgreich, bekannt und beliebt ist, ist der rosenverkäufer. hat es eine party oder veranstaltung soweit gebracht, dass sich ein, mit dornengewächs um sich werfender zigeuner herablässt, ihr einen besuch abzustatten, hat man es eigentlich geschafft. ganz großes kino meine herren. das ist auch der grund, warum ein rosenverkäufer an allen türstehern vorbei in jede kneipe oder in jeden club der stadt kommt, obwohl jeder assi mit turnschuhen draußen bleiben muss. der rosenverkäufer ist ein qualitätsmerkmal! man hat sogar schon von veranstaltern gehört, die dem rosenverkäufer hinterrücks mal einen fuffi in die lederjackentasche gesteckt haben, nur dass er diverse partys mit seinem besuch beehrt. und seien wir mal ehrlich, uns war ja allen schon immer klar, dass der verkauf von rosen nicht die einzige einnahmequelle des sesshaften sintis ist. habt ihr jemals bei einem rosenverkäufer eine rose gekauft? einmal vielleicht, unter extremen alkoholeinfluss oder im rausch der noch jungen liebe, und vielleicht kann es auch noch einmal passieren, wenn man sich gerade die größe liebe wieder schöngesoffen hat. davon allerdings könnte ein rosenverkäufer trotz allem nicht leben. immerhin muss der gemeine rosenverkäufer alle seine spesen selbst tragen und wer weiß ob man als rosenverkäufer auch kranken- und rentenversichert ist. ein rosenverkäufer braucht alle paar wochen neue turnschuhe oder lederespandrillos, weil die alten durchgelaufen sind. dann hat ein echter zigeuner auch noch kanisterweise billigduftwasser zuhause, das den etwas tierisch anmutenden geruch seiner dornenfesten lederjacke, übrigens ein muss für jeden rosenverkäufer, überdecken muss. 
mal schauen ob es eine meiner partys irgendwann soweit bringt, dass mich mal ein rosenverkäufer mit einem besuch beehrt.

bevor es jedoch soweit kommen kann, werde ich wohl meine einladungsflyer etwas abändern müssen. ich dachte mir, wenn schon unter dem motto Kill N' Grill gebrutzelt wird, dann muss auch der flyer entsprechend aussehen:

auch möchte ich gleich klarstellen, dass das arme schwein auf dem bild im hintergrund keinerlei sadistischen foltermethoden zum opfer fällt, sondern an einem experiment für robotergesteuerte operationstische teilnimmt. natürlich kann ein solches bild immer noch schocken, aber was das angeht bin ich eigentlich ziemlich abgehärtet, denn mein nachbar war kleintierzüchter. 
kleintierzüchter sind ein komisches völkchen. nicht jeder kann sich damit anfreunden in seiner freizeit in hasenkot zu graben, hühner zu scheuchen, sich von gänsen zwicken zu lassen und dann jedes wochenende seine kleinen lieblinge in erschreckend engen kisten auf ausstellungen zu karren. aber ein kleintierzüchter in der nachbarschaft kann auch vorteile haben. so gab es bei uns sonntags immer leckere, frische einer und ab und zu mal auch einen noch leckerererereren hasenbraten. und genau da liegt eigentlich auch schon das problem. denn der braten muss ja auch irgendwo herkommen. so passierte es mir ab und zu als kind (ACHTUNG an alle sozialpädagogen!!! hier kommt jetzt das kindheitstrauma auf das ihr alle schon so lange wartet um meine gesellschaftsfeindliche haltung zu erklären!), dass ich mir morgens vor der schule im bad den schlaf aus den augen waschen und die zähne putzen wollte, als ich meinen nachbarn durchs badfenster dabei beobachtete, wie er ein paar hasen aufschlitzte, auf links drehte, einen fleischerhaken in das blutige fellknäul bohrte und dieses zum ausbluten an die wäscheleine hing. "nein danke mama, heute kein frühstück, hab irgendwie keinen hunger." aber um so öfters ich das hasenbraten-vorprogramm vom badfenster aus beobachtete, desto weniger anstößig fand ich es. ich erkannte, dass es einfach nur ein weiteres ritual des modernen menschen war, sich an der spitze der nahrungskette zu behaupten. ausserdem war hasenbraten ja schon immer eine leckere sache gewesen. "mama! heute will ich zum frühstück keine marmelade, ich will wurst!"

song of the day:

helge schneider - 100.000 rosen

 

also, bis demnächst, mein böses tagebuch


"du wolle rosse khaufheen?" - rosenverkäufer, leider ohne lederjacke
wer ein foto vom original aschaffenburger rosenverkäufer hat, bitte mailen!


meine neuste kreation, zu erwerben auf ebay. einfach suchen nach: "bud spencer shirt"