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05.06.2005

hallo mein böses tagebuch,

heute ist mir mal wieder etwas sehr konfuses passiert. mein kumpel daniel (aka. flashbaxx) hatte zu seinem 24. geburtstag geladen. ich war eigentlich ziemlich unentschlossen ob ich überhaupt auf die party kommen sollte, da meine arme freundin julia leider wegen akuter blinddarmentzündung ins krankenhaus musste und nun ihre operation auskuriert. da ich nicht wirklich viel mit der clique um daniel herum zu tun habe, wusste ich nicht, ob ich überhaupt jemanden auf der party kennen würde. und dann alleine auf eine party zu fahren, auf der man eigentlich niemanden wirklich kennt und noch nichtmal trinken kann, kann auch ganz schön in die hose gehen. trotz aller zweifel raffte ich mich auf und setzte mich so gegen 22.00 in bewegung, richtung "wenighösbach"...

es sollte eine outdoor party werden, richtig groß mit lagerfeuer. mehr wusste ich nicht. wie man das so von großen partys im freien kennt, werden die nicht in irgendeinem vorgarten abgehalten, damit die polizei nicht so oft kommen muss und die nachbarn nicht um ihren mehr oder weniger verdienten schlaf gebracht werden. solche partys finden meistens auf angemieteten grillplätzen, ackern oder sonstigen locations irgendwo tief im wald statt. und wie bei solchen partys ebenfalls üblich, bekommt man mit der einladung eine kleine wegskizze. meistens eine kopierte karte des dorfes, verziert mit pfeilen und schlecht kopiertem textmarker. daniel war da schon ein bisschen geschickter und versorgte mich mit screenshots aus einem routenplaner, verziert mit wackeligen paint-pfeilen. für jeden auch nur halbwegs ortskundigen wenighösbacher wäre das auffinden des grillplatzes, der an diesem abend zentrum der welt sein sollte kein problem gewesen. aber leider hört meine ortskenntnis, zumindest was flur-, wiesen- und feldwege angeht kurz vor wenighösbach auf.

mit der karte auf dem lenkrad steuerte ich also zielgerichtet den eingezeichneten pfeilen nach, solange bis die straßen keine namen mehr hatten und auch der asphalt von kieswegen abgelöst wurde. da hörte dann ebenfalls die karte aus dem routenplaner auf. aber ich war ja schlau gewesen und hatte mich vorher extra nochmal informiert. "wenn du das lagerfeuer siehst, biste schon richtig." hatte man mir gesagt. also gut. die letzte straße auf der karte gabelte sich und mündete jeweils in einen feldweg. die chancen standen also fifty-fifty. ich entschied mich geradeaus zu fahren und schon nach der ersten kurve sah ich geparkte autos und ein lagerfeuer hinter einer reihe von bäumen. erfreut suchte ich mir einen parkplatz, stellte mein auto ab und begab mich an die feuerstelle. ich begrüßte flüchtig die leute, von denen ich dachte, dass ich sie sowieso nicht kennen würde, steuerte erstmal auf die bierkästen zu und nahm mir ein radler (ich musste ja noch fahren), wie es eben so meine art ist. daniel wollte ich später suchen, meistens sind die gastgeber auf solchen partys ziemlich beschäftigt. dabei entgingen mir leider die wohl etwas irritierten blicke der anwesenden leute. nach ca. fünf minuten am lagerfeuer kam mir die ganze sache doch etwas komisch vor. die leute waren alle irgendwie relativ alt und passten überhaupt nicht zu daniel. auch komisch war, dass er als festes mitglied der aschaffenburger musikszene keine anlage oder sonstige musik organisiert hatte. auf einmal kam mir die ganze sache ungeheuer spanisch vor und ich fragte einen der kerle am lagerfeuer, wo denn überhaupt der daniel sei. "daniel? welcher daniel?" "na, der daniel so-und-so, der feiert doch heute hier geburtstag...    ...oder etwa nicht?" "also hier hats kein daniel. und wer bist du überhaupt?" plötzlich dämmerte es mir. ich war auf der falschen party gelandet. was bei stadtmenschen normalerweise kein problem gewesen wäre konnte außerhalb der zivilisierten gesellschaft zu handfesten auseinandersetzungen führen. immerhin hatte ich mir ja schon etwas zum trinken widerrechtlich angeeignet. man munkelt in manchen ortschaften wären schon familienfehden wegen wesentlich weniger ausgebrochen...
"oh, dann bin ich hier wohl falsch..." meinte ich irritiert. "das glaub ich aber auch!" in einem zug leerte ich die flasche, drückte sie dem kerl gegenüber in die hand und lief mich schleunigst zu meinem auto. etwas irritiert blickte mir die truppe nach, jedoch noch bevor sie reagieren konnten hinterließen meine durchdrehenden reifen nurnoch eine wolke aus aufgewirbeltem staub.

keine minute später stand ich wieder vor der weggabelung, entschied mich aber diesmal für die andere richtung. und siehe da, noch ein lagerfeuer. allerdings wesentlich beeindruckender. man hätte in der tat glauben können ein paar verwirrte jungendliche wollten ernsthaft anfang juni sonnwend feiern. schon im auto vernahm ich den wohltuenden klang von guter musik aus einer anlage, die wahrscheinlich den halben ortsteil mitbeschallen würde. froh endlich angekommen zu sein, begrüßte ich daniel und wurde gleich vorgestellt. die party war wirklich perfekt organisiert, es gab getränke in massen, einen schönen unterstand falls es regnen sollte, bratwürste im brötchen und spitzenmusik.

kult-zitat des abends sollte daniels "polinaise ist mainstream" werden. mit dieser aussage versuchte er zu verhindern, dass seine angeheiterten musiker-kollegen eine johlende menschenkette zu seinen ehren veranstalteten.

auch kultig war ein typ, groß wie ein wandschrank und trinkfest wie ein sizilianischer zementmischer. soweit ich mitbekommen habe, hatte ihn eigentlich niemand wirklich eingeladen. man sagte mir er tauche auf jeder feier um wenighösbach herum auf und müsse einfach toleriert werden. als ich gegen 23 uhr auf der party eintraf war ihm der exzessive alkoholkonsum schon deutlich anzusehen. im laufe der nächsten stunde sollte er sich noch etliche bier und eine große flasche jägermeister hinter die binde kippen. erstaunlich war jedoch die art, wie da geschah. die schnapsflasche leerte er in zwei bis drei kräftigen zügen. eigentlich ein wunder der natur, aber auch irgendwie bemitleidenswert. und wie das bei solchen kollegen eben üblich ist, kippte er irgendwann einfach von der bank. ortsfremde gäste waren etwas irritiert, aber die, die ihn kannten wussten was gleich geschehen sollte. nach ein paar minuten in verdrehter seitenlage rappelte er sich wieder auf, stand kurz da wie phönix aus der asche, setzte sich wieder an den tisch und trank weiter. dieses schauspiel sollte sich noch einige male bis in die nacht hinein wiederholen. solche menschen sind wie kakerlaken, einfach nicht kleinzubekommen. wahrscheinlich sind dies auch die einzigen menschen, die im falle eines falles einen atomaren angriff unbeschadet überleben würden. denn was der immense alkoholkonsum nicht zerstören konnte, das würde auch sonst nicht kleinzukriegen sein. leider wirklich schade dass manche leute einfach nicht feiern können, ohne sich derart zulaufen zu lassen. und da war ich doch froh, dass ich gefahren bin und nippte nochmal an meiner cola...

ich hoffe ich bekomme demnächst noch ein paar fotos von der party, die werden dann natürlich sofort nachgereicht.

danke nochmal für die einladung und die gelungene party!
freunde der gediegenen elektronischen musik sollten sich auf keinen fall flashbaxx' album "livingroom adventures" entgehen lassen!

 

song of the day:
the white stripes - my doorbell


also, bis demnächst, mein böses tagebuch