06.07.2004
hallo mein böses tagebuch,
ich war gestern mal wieder bei meinem
liebliengsohrenarzt, den ich aufgrund einer hartnäckigen
gehörgangentzündung im inken ohr fast wöchentlich besuche. aber ich hab's
bald hinter mir, nur noch ein paar tage antibiotika nehmen, und die
hörfrequenztests fallen auch schon wieder ganz gut aus. zum glück kann ich
meine anlage zuhause laut genug aufdrehen, dass ich auch mit nur einem ohr
in den vollen hörgenuss komme. den bekommen dann allerdings auch meine
nachbarn, denen ich damit pünktlich zum feierabend ihre nah an meinem
fenster gelegene terasse zur akustischen hölle mache.
also wie schon gesagt, ich sitze wie immer
im wartezimmer und blättere schon zum dritten mal die längst veralteten "stern"
und "focus" magazinen aus dem lesezirkel durch, als ich einen leichten
druck auf meiner blase verspüre. also schaue ich mich, wie man das halt so
macht, auffällig unauffällig, nach der männertoilette um. die tür der
frauentoilette befindet sich am eingang des wartezimmers, also vermute ich
die männertoilette auch irgendwo in der nähe. scheinbar habe ich so
unauffällig umhergeschaut, dass eine etwas ältere dame sich verpflichtet
fühlt, mir spontan ihre unterstützung anzubieten. "suchen sie etwa das klo?"
ich fühle mich leicht ertappt und nicke. "da müssen sie vor zur anmeldung,
dann durch den gang und dann hinter dem hutständer links." ich nicke noch
einmal dankbar und mache mich auf den weg. und tatsächlich! da war es,
hinter dem hutständer. in warmen beige erstrahlen die schon etwas aus der
mode gekommenen fliesen. wie konnte ich es nur übersehen?
nach erledigtem geschäft stehe ich am waschbecken und suche gerade nach
einer möglichkeit mir die hände zu trocknen. scheiße. wieder nur einer
dieser beschissenen gebläsetrockner. ich glaube noch niemand hat es bisher
jemals geschafft sich unter so einer bakterienschleuder jemals die hände
zufriedenstellend zu trocknen. entweder ist der luftstrom so heiß, dass
sich einem die fingernägel aufrollen, oder so lasch, dass man sich die
händer schneller trockengespuck hat. und alles nur um die kosten für ein
paar lumpige papierhandtücher einzusparen... aber da haben sie die
rechnung ohne mich gemacht. ohne zu zögern zweckentfremde ich eine
klopapierrolle und freue mich über meine staubtrockene fingerchen.
sichtlich erleichtert komme ich wieder im wartezimmer an. und wie sollte
es anders sein, sowohl mein sitzplatz, als auch mein "stern" in dem ich
gerade das lesen angefangen habe sind belegt. eigentlich ist sogar jeder
sitzplatz belegt und ich muss mich ohne meinen stern vors wartezimmer
stellen. neben die damentoilette. und da passiert es. die tür der
damentoilette öffnet sich und heraus kommt eine junge frau, wirft ihre
haare in den nacken und ein papierhandtuch in den abfalleimer unter dem
waschbecken. plötzlich wird alles langsam, ich sehe alles in zeitlupe. ich
sehe das paradies. eine wahrhaft paradiesische toilette. ein traum aus
hellem marmor und schwarzgrauem granit. silber eingefasste spiegel, und
ein designer seifenspender. und einem gefüllten papierhandtuchspender.
mein herz rast, noch immer starre ich wie gespannt auf diese luxus
toilette und frage mich, warum gerade frauen so etwas verdient haben, wo
man(n) doch weis, das sich frau auf einem fremden klo wie ein ferkel
benimmt (siehe eintrag vom 07.03.04).
ich sehe die tür wieder zufallen. ich sehe wieder der immer kleine
werdende spalt mir die sicht auf das paradies nimmt. oh nein, bitte noch
nicht, noch ein paar sekunden noch, augenblick verweile noch! aber zu
spät, die tür fällt ins schloss. plötzlich ist wieder alles wie vorher.
die zeit läuft wieder normal und ich klammere mich an das bild in meiner
erinnerung. und ich glaube, dass kein
einzelfall ist. ich glaube fest daran, dass den männern die schönen
toiletten immer vorenthalten werden. und das ist bestimmt nicht nur mit
den toiletten so...
song
of the day:
flashbaxx - a message to the enemies
also,
bis demnächst, mein böses tagebuch

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