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19.07.2005

hallo mein böses tagebuch,

so langsam werde ich wieder nüchtern. waren schon einpaar lustige tage, aber sein abi  macht man ja auch nur einmal im leben (zumindest im idealsten fall). und das musste natürlich auch ausgiebig gefeiert werden. unsere klasse, zumindest der großteil hatte dazu eine fahrt übers wochenende nach münchen geplant. freitags mit dem bummelzug hin und sonntags mit dem ICE heim.

trotz aller vorurteile die manche gegen unsere bayrische hauptstadt und ihre bewohner hegen, kann ich absolut nichts schlechtes sagen. die menschen sind freundlich und zuvorkommend, vor allem gegenüber fremden in extremsituationen. das konnte ich am zweiten abend feststellen als ich, vom tanzen auf sixties punk'n'roll mit 8 - 10 eiskalten augustinern, ein paar jägermeister und zwei long island icetea im bauch, aus der kneipe "substanz" torkelte und meinen etwas drucheinandergerüttelten mageninhalt lauthals und rückwärts an den nächsten baum würgte. die mädels aus meiner klasse suchten leicht angeekelt das weite während meine kumpels mich lauthals anstachelten. mein würgen war sogar so laut, dass der kneipenbesitzer extra rausgekommen ist und um rücksicht auf seine nachbarn zu bitten. so stand ich also da, gut gelaunt, eigentlich topfit und ließ von zeit zu zeit ein bisschen mageninhalt herausschwappen, als auf einmal ein silberner audi A4 schräg in eine parklücke gegenüber von mir zog. der fahrer sprang aus dem noch laufenden auto, öffnete den kofferaum, holte eine rolle papiertücher aus dem kofferraum, überreichte diese mir und verschwand ohne ein wort zusagen wieder mit seinem auto im nächtlichen münchen. sehr eindrucksvoll. das nenn ich mal hilfsbereitschaft!

ich war ja eigentlich schon immer vertreter der langhaar-frisuren. man muss zwar nicht aussehen wie van halen in den achtzigern, aber mit bundeswehr-zwei-minuten-langhaarschneider-frisuren konnte ich mich noch weniger anfreunden. allerdings hatten wir uns für unseren ausflug das heißesete wochenende im bisherigen jahr herausgesucht und da meine haare nicht lang genug waren um einen zopf zu machen hing mir die ganze mähne andauernd ins gesicht und mir rann der schweiß in bächen herunter. also, da hilft nix, hab ich gedacht, die matte muss ab. aber wo? primär suchte ich mir die ersten friseurläden nach aussehen der friseurinnen heraus. leider musste ich all die netten azubinen die nur auf mich warteten um ihnen etwas abwechslung in ihren öden alltag zu bringen, verwerfen, da mir 30 - 40 € für einen haarschnitt unangemessen teuer vorkamen. ich war ja seit jahren nicht mehr beim friseur gewesen. irgendwo in einer abgelegenen seitengasse, weitweg von jeder seriösen umgebung fand ich eine art friseurladen. ich dachte mir zumindest dass es einer sein müsste, da eine schere auf dem fenster abgebildet war. die restliche schrift war komplett in russisch. ausser ein kleines schild im fenster, welches mich dann entgültig überzeugte: "herrenhaarschnitt: 10 €".
ehe ich mich versah saß ich schon auf dem frisierstuhl, hinter mir ein wahnsinniger russe, ausgerüstet mit einem waffengürtel voller messer und scheren. "ich hätte gerne etwas modernes, nicht ganz so kurz," versuchte ich dem friseur zu erklären. "ah, ich verstäh! modern! so wia ick!" sagte es und deutete auf seinen prinz-eisenherz-schnitt. "naja, vielleicht was stubbeliges, ich will nicht jeden morgen föhnen müssen," versuchte ich es erneut. "jaja, ick weiß schon." war die einzige, sehr beunruhigende antwort. ich hatte mich auf eine angenehme haarwäsche mit kopfmassage gefreut, aber die ist wohl bei den zehn euro nicht drin gewesen. pfft pfft, eingesprüht und losgeschnibbelt. wie ein irrer fegte mir der russe teilweise mit zwei scheren gleichzeitig (!!!) durch meine haare und bis zu drei meter um meinen stuhl herum verteilte sich der großteil meiner ehemaligen frisur. im spiegel konnte ich noch nicht viel erkennen, außer die wahnsinnigen augen des friseures. als er mir dann noch mit dem rasiermesser den nacken auskratzte verkrampfte ich mich derart in den sessel, dass ich noch am abend muskelkater in den händen hatte. nach 15 minuten war der spuk vorbei und ich war fertig. ich sah meiner meinung nach aus wie ein gerupftes huhn und konnte keinerlei system in meiner angeblichen frisur entdecken. "jetze noch stylen" meinte der russe und setze föhn und schaumfestiger an. und siehe da, auf einmal war aus dem hässlichen entlein ein, für meine verhältnisse absolut akzeptabler schwan geworden. mit etwas wachs kann ich mir jetzt eine super rock'n'roll tolle hinzaubern, die perfekt mit meinen kotletten harmoniert. die zehn euro haben sich gelohnt...

nach meinem kleinen unappetitlichen intermezzo war ich allerdings wieder bei bester laune. als nächstes passierte das, was immer passiert wenn besoffene frühmorgends um vier uhr in einer u-bahnstation sitzen, obwohl um vier uhr morgens schon längst keine bahn mehr fährt. man versucht mit möglichst vielen leuten ein passbild in einem fotoautomaten zu schießen. wir schafften es auf sage und schreibe fünf leute, die auch alle mehr oder weniger auf dem foto zu sehen waren. nur hatte leider irgendjemand auf "16x minifoto" gedrückt und so hielten wir ein paar minuten später sechzehn daumennagelgroße "photos" in der hand, auf denen eigentlich nur bunter matsch zu erkennen war.

auch sehr lustig war die hinfahrt. natürlich hatten wir für die fahrt odentlich flüssig-proviant eingekauft, denn die fahrt in dem bummelzug sollte, dreimal umsteigen mitgerechnet, ca. 7 stunden dauern. nur leider war unser bierfässchen schon in heigenbrücken (erste haltestelle nach unserem bahnhof) leer und die sixpacks neigten sich kurze zeit später unaufhaltsam dem ende zu. zum glück hatten wir in augsburg eine dreiviertelstunde aufenthalt. während wir unseren hunger mit fastfood bekämpften, war brian auf einmal verschwunden. kurz bevor unser zug dann wieder weiterfuhr, tauchte er fröhlich grinsend, acht flaschen bier in den armen balancierend, wieder am bahnhof auf. doch während brian die flaschen in die kühltasche einsortierte kam der entmutigende kommentar von jochen "äh! du depp! du hast weissbier gekauft (weizen)! verrat mir mal wie man das ohne glas trinken soll! dich kann man echt nicht schicken!". natürlich war die gute laune verflogen und wir schleppten von da an acht flaschen vermeintliches weißbier mit uns durch münchen. eines nachts übermannte benny diese art von durst, die nur bier stillen kann und er vergriff sich an einer flasche weizen, was zur folge hatte, das brian den nächsten tag noch mehr leiden musste "bäh! das war so eklig! hab die ganze nacht rülpsen müssen. und erst der hefesatz am schluß... bäh!". das tollste an der ganzen sache war eigentlich, dass wir auf der heimfahrt im ICE versuchten, extra für das weizenbier aus pet-flaschen halbwegs brauchbare gläser zu schnitzen, was von den mitreisenden bänkern und juppies mit kritischen blicken quittiert wurde. und siehe da, als ich mir mein erstes not-weizen einschenken wollte, stellte ich fest, dass nichts, aber auch garnichts auf dem ettikett oder der flüssigkeit in der flasche daraufhindeutete, dass es sich hierbei um weizenbier handelt. nochnichtmal bei den zutaten war etwas von weizen oder hefe zu lesen...

song of the day:
the white stripes - seven nation army
 


also, bis demnächst, mein böses tagebuch