klick -> zurück zum bösen Tagebuch

 

 

15.08.2003

hallo mein böses tagebuch,

ich bin gerade eben erst zuhause eingetroffen. wir haben 1:55 uhr und es ist mittlerweile freitag der 15.08.03. der vorangegange abend hat mich so gerädert, dass es mir nur schwerlich möglich ist, überhaupt noch einen eintrag zu schreiben. also verzeiht mir, wenn es diesmal ein paar mehr rechtschreibfehler als gewöhnlich werden. meine wurstfinger lassen sich im suff und halbkoma nur schwerlich über die tastatur bewegen. aber was ich heute erlebt habe, muss jetzt geschrieben werden, jetzt, wo die erinnerungen noch frisch sind, jetzt, wo das adrenalin noch nicht ganz aus dem blut verschwunden ist, jetzt, wo mir noch der angstschweiß auf der stirn einen salzigen geschmack in den mund treibt.

eigentlich hat alles ganz harmlos im biergarten vom gecko angefangen. seit langen war ich mal wieder mit marcel, frank, anni, alex und eva im gecko. und wen seh ich da? meine alte klassenkameradin und verzweifelte jugendliebe aus dem gymnasium! die julia. leider konnten wir uns nur kurz unterhalten und leider hatte sie ihre handynummer nicht im kopf und leider auch keine zeit auf ihrem handy nachzusehen, weil sie so im stress war (vielleicht wars ja nur eine ausrede, weil sie nicht sagen wollte, dass sie mir ihre nummer nicht geben wollte). naja, immerhin hat sie mich am samstag eingeladen noch mal vorbei zu schauen. vielleicht hätte sie ja da nochmal ein bisschen zeit für mich, und könnte mir ihre handy nummer dann geben. naja, wir werden ja sehen... 

nach einigen bieren und einem zimtler bin ich dann mit meinen leuts ins hannebambel gelaufen. vorher haben wir noch martin auf seinem rad (zum glück! [wie sich später rausstellte]) getroffen, der dann noch mit uns gegangen ist. naja, wir waren also gerade im hannebambel, ich hatte gerade einen frischen absinth und ein fladenbrot bestellt, als mein handy klingelte. ich schaute aufs display. kathrin wars. nanu? was will die denn jetzt von mir? dachte ich. und nahm das gespräch an...

"hilfe! wir sitzen hier in doras wohnung auf dem klo eigeschlossen und können nicht mehr raus, weil draußen eine rießige hornisse sitzt!" sofort erkannte ich den ernst der lage, nippte kurz an meinem absinth und beruhigte die mädels. "ok, macht euch mal geschmeidig. ihr seid also auf dem klo eingeschlossen? kippen und wasser habt ihr? gut, dann haltet ihr ja noch eine weile durch. wartet nur noch ein paar minuten, ich hab mir gerade was zum essen und einen absinth bestellt. ich trink noch schnell aus und esse auf, und dann komme ich so schnell wies geht vorbei. inzwischen: puls runter, füße hoch!" also stürzte ich soviel ich konnte von meinem absinth runter, übergab den rest an marcel, der gewissenhaft darauf aufpassen wollte, verschlang mein fladenbrot und spülte es mit dem rest weißbier runter. so, dachte ich, wie komme ich jetzt am schnellsten an den brennpunkt des geschehens. laufen würde zu lange dauern, ausserdem würde ich auf dem weg garantiert ein paar bekannte treffen, vergessen wohin ich eigentlich wollte und mit den bekannten in irgendeiner kneipe versacken. allerdings konnte ich kathrin und dora nicht sitzen lassen. die lage war also sehr ernst. da kam ich, plötzlich noch einmal herr meiner sinne, auf die idee, mir martins fahrrad inklusive schloss auszuleihen. und da martin ein guter kumpel ist auf den man sich immer verlassen kann, saß ich eine minute später, rotzevoll auf martins rad, unterwegs in königlicher mission. an doras wohnung angekommen, schloß ich zuerst das rad ab und begab mich dann in die wohnung. die mädels hockten zu zweit, zwar kichernd aber mit panik in den augen auf dem klo. die wohnzimmertür war heremetisch versiegelt und sogar das schlüsselloch war mit klopapier abgedichtet. ein angenehmer geruch lag in der luft und mir wurde klar, warum dora so kicherte. aber das war jetzt zweitrangig, ich hatte einen auftrag! zuerst einmal mission briefing: in noras wohnzimmer befand sich also irgendwo eine hornisse. und scheinbar war sie vom hellen deckenfluter angelockt worden und saß da vielleicht immernoch. ich beruhigte erstmal die total durch den wind gedrehten mädels, rüstete mich mit einer zusammengerollten prima sonntag (größtes, kostenloses schundblatt deutschlands) und bekam vom dora noch einen strickjacke rückwärts angezogen und einen schal um den kopf gewickelt. voll gerüstet stürmte ich also dann ins wohnzimmer auf der suche nach dem viech. ein ziemlich lautes geräusch lies mich unter einem heftigen adrenalinstoß zusammenzucken. "was war das denn? das muss ja ein riesen viech sein!" dachte ich mir. allerdings kam das geräusch nicht von der hornisse, sondern von doras ratten. durch die saunawarme kleidung geschützt und mit derzusammengerollten zeitung im anschlag setzte ich meine suche fort. als ich dann an den deckenfluter klopfte, hörte ich ein leises summen. also nahm ich den deckenfluter und kippte ihn um. auf einmal fiel die hornisse zuckend zu boden und versuchte, scheinbar schon etwas angekokelt, nochmal hochzukommen. jetzt hatte sie einen feind gesichtet und sie steckte ihre letzte energie verzweifelt in einen harakiri angriffsversuch, der leider durch etwas abgesengte flügel vereitelt wurde. ich sah ihr direkt in die augen, sah das weiße darin, holte aus, und mit einem gezielten schlag machte ich aus der hornisse einen handtellergroßen fleck. das gute siegt immer...

etwas erschöpft und ziemlich naßgeschwitzt befreite ich die mädels wieder aus ihrem bunker. die situation war unter kontrolle und alle waren sichtlich erleichtert. dora half mir noch ein bisschen meinen streß loszuwerden und etwas gelassener zu werden (ihr wisst schon was ich meine... ...nein, nicht DAS! das andere!). also saß ich noch ein weilchen rum, bis ich dann beschloss wieder zu meinen leuten zu radeln. das allerdings, war ein fehler. denn nach einer solchen situation in einem absoluten gewaltakt durch die ganze stadt zu heizen, war mit meinem blutgehalt an alkohol und co nicht gerade empfehlenswert. als ich vor der unsabar vom rad stieg, gings mir garnicht gut, und ich hab mich dann auch schon nach einem vodka redbull mit marcel auf den heimweg gemacht. ich blieb dann noch mit marcel eine undefinierbar lange zeit auf einer bank an der sandkirche sitzen und wir winkten jedem taxi nach, dass uns irgendwie passierte. entweder war es nummer 12 oder 13, ich weiß es nicht mehr, das dann anhielt. und so bin ich dann also noch nach hause gekommen. ich hoffe mal ich werde heute nach von etwas anderem als hornissen träumen...


song of the day:
fu manchu - squash that fly

also, bis demnächst, mein böses tagebuch