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22.08.2004

hallo mein böses tagebuch,

es ist mal wieder soweit, es steht ein umzug an. nina zieht (endlich) in ihre neue wohnung. und wie es sich für anständige, zuverlässige kumpels gehört war ich mit gustav am wochenende bei ihr um uns mit ikea möbeln herumzuschlagen. das aufbauen stellte zwei vollprofis wie wir es sind eigentlich vor keine große herausforderung. ikea möbel sind eh viel besser als ihr zu unrecht ramponierter ruf. es fehlte nichts und das aufbauen lief eigentlich ohne große probleme ab. eigentlich liebe ich es irgendwo ein zuziehen. bin zwar erst selbst einmal umgezogen, aber auch das hab ich geliebt. der geruch neuer möbel, die formaldehydausdünstungen des leimes der den pressspan zusammenhält, das leichte stechen in der lunge des asbest der einem beim bohren durch bröseligen altbau entgegenstaubt und das widerhallen des schalls in leeren zimmern. und man hat die möglichkeit, sich mal wieder richtig kreativ auszutoben. so mehr oder weniger halt.

die flut an heimerkersendungen auf den überwiegend privaten fernsehsendern hat in letzter zeit allerdings sehr am bild des um- und einziehen und des renovierens einer wohnung gezerrt. meiner meinung nach ist keine wohnung, die in einer solchen sendung gezeigt wird wirklich maßgebend oder vorbildhaft. die produzenten dieser sendungen suchen sich ihre sendung nach strengen kriterien aus, durch die wohl jede normalo wohnung, so wie ich, du, ihr, nina, gustav, und alle anderen die ich kenne bewohnen, durchfallen würde. keiner der stolzen wohnugsbesitzer in einer solchen sendung besitzt undekorativen kram, den man ja auch irgendwo hinstellen muss. und falls doch, dann ist es so wenig, dass man ihn ohne weiteres in einer ikea trömsé-box unterm bett verstauen kann. ich würde gerne mal sehen wie sonja kraus und ihre sippe aus der wäsche schauen würde in anbetracht der aufgabe meine fast 450-teilige cdsammlung dekorativ unterbringen zu müssen. hinzu gesellen sich noch unmengen an dvds, videos und der übliche kleinkram. in keiner wohnung habe ich bisher eine auch nur annähernd standesgemäße hifi-anlage sehen können, die immer ein gewisses maß an kabelsalat mit sich bringt. die einzigen schallspender die ich bisher entdecken konnte waren billige tchibo kompaktanlagen deren zwei boxenkabel sich prima in einem ikea kabelschlauch organisieren ließen. auch scheint keiner der wohnungsbesitzer wirklich belesen zu sein. so kann man ihnen ohne große probleme einfach die leeren standard ikea-billy regale von der wand reißen, um später zwar ebenso leere, aber immerhin handgeschreinerte blickfänger regale an die wand zu klatschen. dass aber ein solches regal mit sicherheit nicht mal die hälfte der bücher tragen könnte die ich im ersten lehrjahr aus der berufsschule geklaut habe, brauche ich wohl hier eigentlich nicht extra zu erwähnen. wenn die "anvenzio-", "home&style sos" und wie sie alle heißen -leute wieder abziehen hinterlassen sie meistens eine mustergültig eingerichtete wohnung, die mehr nach ikea-vorführ-raum aussieht als nach belebtem und belebbarem wohnraum.
auf den guck kommt's halt an. wie halt überall.

auch beim urlaub ist das so. immer wieder bekomm ich verwunderte blicke zugeworfen, wenn ich erzähle, dass ich am 26.08. nach bulgarien fliege. bloß weil rtl2 bisher noch keine niveaulosen, oben-ohne-wixvorlagen strandspecials vom goldstrand bulgariens gebracht hat, heißt das nicht, dass man dort nicht urlaub machen kann. manchen menschen stellen sich bulgarien tatsächlich wie ein zerbomtes, mit kratern und trümmern durchzogenes ostblockland vor. aber was will man vom gewöhnlichen "malle-plastikeimerundstrohalm-urlauber" auch groß erwarten... "wie? da kann man urlaub machen?" - nein, touristen werden gehetzt, gejagt und auf dem marktplatz aufgeknüpft. "wie, da gibts strand?" - nein, bulgarien grenzt zwar ans meer, allerdings ohne strand. ganz schlagartig: land, wasser. "wie? ist da kein krieg mehr?" nein, bulgarien hat kein öl, also bleibt es von den amerikanern verschont.

 

song of the day:

flashbaxx - livingroom adventure

also, bis demnächst, mein böses tagebuch