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19.09.2003

hallo mein böses tagebuch,

ich habe ein schlechtes gewissen. erstaunt? ja selbst ich habe ein gewissen. und dazu kam es so: 
heute (freitag) früh wollte ich in der frühstückspause mal durch den nahegelegen supermarkt tingeln und mich mit dem nötigsten für einen harten, halben arbeitstag versorgen. also stand ich kurz vor halb zehn vor der drehtür die mich auch sofort in den konsumtempel katapultierte. eigentlich hatte ich nur vor mir ein belegtes brötchen oder so beim metzger zu holen, vielleicht noch was zum trinken und eine müller-milch. im moment sammeln meine kollegen und ich nämlich müller-milch-deckel um endlich in den besitz einer, von dieter bohlen persönlich für gut befundenen, anstecknaddel zu kommen. egal was viele leute jetzt sagen werden, aber ich mag den dieter. ich glaube wir würden uns prima verstehen. irgendwann hoffe ich, dass ich auch mal seinen status erlangen werde. wer darf schon ungestraft leute anpöbeln, sachen zertrümmern, die träume von unbegabten, nervenzerreißend schlecht singenden präpubertären teenagern zerstören, hat geld wie heu und bekommt die dollsten frauen mit den dicksten hupen? gut, seine akustischen verbrechen und sein optisches auftreten in den 80ern waren schrecklicher als jeder doppeltinitus gepaart mit bindehautentzündung aber trotzdem gehört er zu meinen großen idolen. 

aber jetzt mal weiter im supermarkt. ich bin jemand, für den "einkaufswagen" ein fremdwort ist. eigentlich gehe ich immer davon aus, dass wenn ich einen supermarkt betrete ich nur das kaufe, wegen dessen ich hergekommen bin. dieses vorhaben wird dann meistens direkt am ersten wühltisch gebrochen und spätestens kurz vor der kasse kollabiert mein fein säuberlich gestapelter turm aus einkaufen, den ich ja ohne wagen queer durch den supermarkt balancieren muss. so wie heute, besser gesagt, fast so. wie immer war der erste wühltisch für mein scheitern des geplanten einkaufes verantwortlich. denn dort gabs die guten fritt kaustreifen, und zu allem überfluss auch noch in der alten verpackung (was ich von der neuen halte, könnt ihr im eintrag vom 09.09.03 lesen). das erkennt man daran, dass in der alten verpackung noch ein streifen mehr drin war und die deswegen dicker sind. also hab ich mir gleich mal zwei packungen geschnappt und somit war meine linke hand zum tragen für weite einkäufe fast nicht mehr zu gebrauchen. als ich dann beim metzger stand und in der rechten hand dann noch die gute müller-vanillemilch hielt und mit den unterarmen meine zwei flaschen mineralwasser einklemmte war es mir irgendwie nicht möglich meine wurstbrötchen auch noch zur kasse zu transportieren. unter den arm wollte ich sie nicht klemmen (1. bin ich kein franzose! 2. ich wollte sie nicht zerdrücken, 3. außerdem wars ziemlich warm an dem tag) also steckte ich die fritt solange in die hosentasche, übernahm meine brötchen und machte mich auf zur kasse. 
eigentlich ist es ja egal an welcher kasse ich mich anstelle, denn irgendwie warte ich immer am längsten. ich habe schon versucht eine strategie zu entwickeln, welche folgende faktoren berücksichtigt und
mit einberechnet
- die menge der einkäufe der personen vor mir, 
- die wahrschleinlichkeit das jemand dabei ist der mit "warten sie, ich habs passend" die schlange um minuten zurückwirft weil er irgendwo in den tiefen seines geldbeutels die 96 cent passend zusammensucht,
- die geschwindigkeit und das preiswissen der kassiererin "frau uuuuulllrriiiiich! was kostn de meeehrrrreettich heut?",
- leute die beim zahlen mit ec-karte ihr ganzes hirn auf links drehen auf der suche nach der geheimnummer,
- die anzahl der quengelnden kinder die die genervte mutter beim einkaufen mit sich herumschleppt,
das hat eine ganze zeitlang einigermaßen verlässlich funktioniert, bis ein weiterer, unberechenbarer faktor hinzugekommen ist: frauen die nach dem einkauf den kassenzettel nachrechnen und sich dann wieder zwischen kunde und kassiererin schieben um die zuviel bezahlten 15 cent herausforden. dann rechnet die kassiererin nochmal nach und kann aber keinen fehler im von der elektronischen kasse zuverlässig berechneten betrag finden. dann die geizige kundin wieder "das gibts doch nicht, habs doch zweimal gerechnet, geben sie nochmal her, moment... eins hin, zwei im sinn... oh, hab ich mich doch verrechnet. mein fehler. war noch nie gut im kopfrechnen..." genau in diesem moment wünsche ich mir die steinigung, wassertropfenfolter oder die gute alte streckbank wieder zurück. 

als ich dann endlich an das kassenfließband komme, entlade meine einkäufe die ich über meinen ganzen körper verteilt habe. dabei rollt eine flasche etwas nah an die einkäufe der frau vor mir heran. mit vernichtendem blick bekomme ich einen "kunden seperator" (diese plastikstangen die die einkäufe von verschiedenen kunden trennen) vor meine wasserflasche geknallt. eine frau die ihre einkäufe an der kasse verteidigt ist wesentlich gefährlicher als ein krokodil das sein revier und nachwuchs verteidigen will. ich mache einen schritt zurück und beschwichtige die aufgebrachte furie, dass es keineswegs meine absicht war, ihr durch unterschmuggeln meiner 35 cent teuren wasserflasche schaden zuzufügen. 

endlich war ich an der reihe, hab meinen kram bezahlt und versuche ihn gerade zum auto zu balancieren, da fällt mir ein, dass ich die zwei päckchen fritt ja noch einstecken habe. noch bevor ich mir darüber irgendwelche gedanken machen kann, werde ich auch schon von der seite angesprochen: "möchten sie günstiger telefonieren?" jetzt sind sie an den falschen geraten... ich überlege kurz und entschließe mich dann doch, mir noch diesen einen spaß zu gönnen und antworte mit "ja, ich bin zwar scheiße reich, aber sparen kann man immer." auf einmal kommt noch eine promotussi zur hilfe und zu zweit werde ich bearbeitet. irgendwie erinnern mich die beiden an die weibliche ausgabe von dick und doof. die eine etwas untersetzt mit rausgewachsener schwarzfärbung und dadurch hellem scheitel (stinktierstreifen) die etwa so aussah als suche sie jetzt nach dem dritten kind vom dritten mann selbstverwirklichung in einem job in dem man aufrecht arbeitet und eine große, magere mit länglichem gesicht, komischer brille und ostdeutschem dialekt. ich meinte ich telefoniere über die telekom und wäre damit eigentlich ganz zufrieden. da kommt die dürre und macht einen auf jugendlich-lässig "bei uns ist das scheißegal wo sie angemeldet sind, unterschreiben sie bei uns und sie profitieren von unseren günstigen tarifen. alles total easy, und von dem gesparten geld kann man dann mal einen trinken gehen." davon abgesehen, dass meine telefonrechnung im monat eh nur max. 5 € beträgt und ich vom ersparten wahrschleinlich noch nichtmal ne müller-milch kaufen könnte erkundigte ich mich nach dem haken an der sache. "gibt keinen, der einzige haken ist da:" sagt es und tippt mir auf die nase während mir die kleine bereits das vertragsformular vor die nase hält. "ey, anfassen verboten! noch eine krumme tour und ich werde ihnen ihre letzten beiden verkaufsargumente auch noch abreißen, ok?" am liebsten hätte ich das auch gleich gemacht, aber dazu hätte ich meine müller-milch fallen lassen müssen und das wars dann doch nicht wert gewesen. ich entschloss für mich, dass eine firma bei der ich nach fünf minuten gespräch gleich einen vertrag unterschreiben sollte und die sich noch nicht mal gescheite hochglanz promomädels mit minirock so breit wie ein gürtel und gescheiten hupen leisten konnte nicht seriös genug ist, als dass ich ihr mein hart erarbeitetes geld in den rachen schmeissen würde. also schüttelte ich durch einen überraschenden sprint beide teletussen ab und machte mich wieder auf den weg zur arbeit...

ach ja, und mein schlechtes gewissen hatte ich nicht, weil ich aus versehen zwei päckchen fritt geklaut hatte, sondern weil ich dick und doof nicht gleich aus dem weg geräumt habe um der nachwelt damit einen gefallen zu tun.

songs of the day:
breeders - cannonball

also, bis demnächst, mein böses tagebuch

 

p.s. nein, ich bekomme kein geld von müller!