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28.09.2003

hallo mein böses tagebuch,

letzthin war ich mit andrea, alex und nem arbeitskollgen von andrea auf unserem oktober volksfest. das ist so eine abgespeckte, feucht fröhliche, eigentlich bemittleidenswerte, der unteren bevölkerungsschicht gewidmete festivität, die jedes jahr parallel zum original oktoberfest in münchen stattfindet und versucht ein wenig südbayrischen charm ins nordische nizza bayerns zu bringen. das allerdings vergebens. das wetter versagt zuverlässig anfang oktober seinen dienst, die bierzeltatmosphäre regt nicht zum feiern sondern zum schnellen heimgehen an. zu wenig herzlichkeit und zu viele betrunkene, pöbelnde schläger lassen anfangs fröhliche abende in einer bierdepression enden.

auf solchen festen hab ich allerdings gelegenheit mich einmal einer absolut nicht einzuordnenden bevölkerungsschicht zu widmen: dem fahrenden volk der schiffsschaukelbremser und autoscooterschieber. diese menschen stehen meistens lässig angelehnt an ihrer schiffsschaukel oder sonstigen attraktion, kauen auf einem zahnstocher und bewachen mit akribischer genauigkeit ihr gerät. bei diesen menschen muss man wieder zwischen verschiedenen hackordnungen unterscheiden. als neuling fängt man scheinbar unten an und verkauft überteuerte chips oder fahrkarten aus einem häuschen welches  jedem klaustrophoben schon von außen den schweiß auf die stirn treibt und versüßen uns den aufenhalt mit absolut lustlos in den äther geworfenen kommentaren wie "gleich gehts los! festhalten!" "und jetzt das ganze nochmal rückwärts!" oder "letzte runde, da gebe mer nochmal richtig gas!". wenn der schausteller schon fast in seinem kassenhäuschen festgewachsen ist, kommt er raus und darf den etwas cooleren job übernehmen: die fahrkarten wieder einsammeln, dabei den mädels schöne augen machen und schauen ob der sicherheitsbügel auch wirklich eng an brust/schenkel/im schritt anliegt. auf einigermaßen langsamen apparaturen stehen diese leute dann während der fahrt lässig, sich mit einer hand festhaltend und mit der anderen hand eine schwarze krauser drehend, auf der rotierenden plattform und markieren den starken mann, während die fahrgäste gesichert durch tausende bügel gurte und gitter versuchen ihre fahrt genießen. schausteller mit schnellem gefährt wie dem playball oder ähnlichem kommen dabei wesentlich cooler weg, als schausteller die schon die tausendste runde heute auf dem kinderkarussell verbringen und versuchen mit möglichst dunkler miene und selbst gestochenen assi tattoos zwischen feuerwehrautos und rosa reitenden elefanten noch cool auszusehen. 

der treffpunkt der untersten gesellschaftsschicht überhaupt ist aber immernoch der autoscooter. hunderte von "chicas", "mackern" und durchschnittsassis umringen den autoscooter schon fast schon so anbetungswürdig, dass mekka dagegen abstinkt und aussieht wie ein kissenlager. wahrscheinlich werden diese leute von der überlauten, überschlechten und übersteuerten musik angelockt, die mich immer irgendwie an meine erste und einzige bravo-hits cd erinnert. hits wie snap - rhytm is a dancer und snow - informer laufen sich da wund bis die cd vom laser irgendwann endgültig aufgelöst wird. und dort wandeln auch wohl die schausteller umher, die (eigentlich als einzigste schausteller) als kind jeder verehrt hat: die autoscooter einparker, die einen schlüssel für den chipschacht hatten. und ein muss an dem autoscooterschlüssel war der fuchsschwanz. frühreife mantafahrer praktisch. aber wer hat sich als kind nicht auch so einen schlüssel gewünscht. zwar sind die schlüsselmeister kaum gefahren und haben immer nur die scooter lässig wieder eingeparkt aber trotzdem war wohl als kind kein job begehrter als dieser. wie gut hätte man so alle seine möchtegern freundinnen auf eine spritztour im autoscooter einladen können... und scheinbar haben manche seit dem auch nix dazugelernt und versuchen heute noch mit getunten hanswürstchenautos mädels zu beeindrucken. solche leute findet man dafür aber auch noch jahre später am autoscooter wieder...

songs of the day:

311 - don't stay home
smoking suckaz wit logic - mutha made 'em

also, bis demnächst, mein böses tagebuch


typische autoscooter klientel