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28.10.2004

hallo mein böses tagebuch,

also seitdem ich wieder zur schule gehe, auf dem weg zur fachhochschulreife oder vielleicht sogar zum abitur, sind mir längst vergessen gelaubte sachen wieder eingefallen. allen voran meine vorurteile gegenüber dem deutschen lehrkörper. ich habe mich schon immer gefragt warum es jemanden reizt sich den ganzen tag mit hoffnungslosen fällen herumzuschlagen und zu versuchen ihnen wenigstens noch ein bisschen wissen einzuprügeln. lehrer waren schon immer anders. normale kollegen im büro sind menschen wie du und ich. menschen wie sie zu abertausenden unsere fußgängerzonen bevölkern. klar, der eine oder andere hat mal ein ausgefallenes hobby, einen komischen ausdrucksweise oder einen absurden modegeschmack, aber bei keinem meiner bisherigen kollegen habe ich "lehrersymptome" festgestellt.

lehrer, eine spezies für sich. niemand weis wirklich, was sich hinter den verbotenen türen des lehrerzimmerS abspielt. ab und zu, wenn zum stundenwechsel die lehrer ausströmen wie drohnen aus einem bienenstock, kann man schonmal den ein oder anderen blick in die heiligen räume erhaschen, doch wirklich ausgekundschaftet dieses territorium hat noch niemand.

die lehrer unterscheiden sich vor allem durch ihre unterrichtsfächer. bestes beispiel, der mathe-/physiklehrer. meistens ein typ, der auf den ersten blick normal aussieht, wäre da nicht dieser hemdkragen, welcher durch einen, farblich meistens nicht stimmigen pollunder gequetscht, eine krawatte hält, die aber zu 95 % vom pollunder verdeckt wird. wahlweise wird der pollunder in kälteren regionen / jahreszeiten durch grobmaschige pullover ersetzt. mathelehrer gehören zu den wenigen lehrern, die es schaffen können volle 45 minuten zu reden, ohne das jemand auch nur irgendetwas versteht. sie sind stets mit erschreckendem, fast abstoßenden elan bei der sache, steigern sich an der tafel in einen wahren wahn aus zahlen, variablen und graphen, bis sie zum ende der stunde schweißgebaded und über und über mit kreideflecken übersäht kollabieren.

ebenso wie die meisten deutschlehrer. diese schaffen es sich bei gedichtinterpretationen in wahre extase zu reden. sie deuten hintergründe und intentionen, bei denen es wahrscheinlich selbst dem autor eiskalt den rücken runtergelaufen wäre.

ganz im gegensatz zu lehrern von eher unwichtigen nebenfächern. fast phlegmatisch schippert der relilehrer, mit extravagantem brillengestell, durch den lehrplan. ich glaube man wird nicht aus überzeugung und glaube zu gott relilehrer, sondern einzig und alleine, um später mal eine ruhige kugel schieben zu können. verfügt das klassenzimmer über einen fernseher mit videorekorder und der relilehrer über "das leben des brian", "dead man walking" oder "the mission" auf vhs ist das erste halbjahr gerettet. religionslehrer kommen auch generell kauend ins klassenzimmer, meist nagen sie einen apfel bis auf den stil ab, die pause war ja so kurz oder drücken sich noch eine spärlich mit grauer gemüsepastete bestrichene scheibe pumpernickel zwischen die kauleisten.

ganz schlimm sind sozialkunde lehrer. auf den ersten blick sehen sie meistens aus als wären sie in ihrer jugend die größten steineschmeißer und hausbesetzer der raf gewesen. auf den zweiten blick sind es aber nur arme irre, die sich apokalyptische szenarien zusammenspinnen und vorraussagen, sich mehr gedanken über politik und gesellschaft machen, als die regierenden selber und immernoch versuchen sich durch "anders-sein" von dem restlichen volk abzuheben. auf den dritten blick ist man sich dann aber sicher: sie waren in ihrer jugend mit, an sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit, die größten steineschmeißer und hausbesetzer der raf.

vorsicht ist auch vor dem elan des geschichtslehrers geboten. bisher habe ich in meiner ganzen laufbahn noch keinen einen geschichtslehrer erlebt, der nicht streng davon überzeug war, das geschichte das wichtigste und zugleich interessanteste fach von allen wäre. leider liegt er damit absolut falsch. von allem von mir je erlernten stoff aus allen fächen habe ich wohl am wenigsten geschichtswissen bei mir behalten können.

auf den ersten blick erkennt man auch den typischen informatik lehrer. er schwärmt in jeder freien minute von seinem C64 und seinen ersten programmierversuchen, wie groß und kapazitätsarm damals disketten waren, das farbmoniore eigentlich luxus sind... meistens trägt er, bedingt durch jahrelange monitorarbeit bei 60 Hz, ein günstiges kassengestell mit daumendicken brenngläsern. außerdem sieht er immernoch aus wie von mutti angezogen. grelle polohemden, sorgfältig in die bügelfaltige hose gesteckt und eine modische langhaarschneider-frisur.

im gegensatz dazu laufen kunstlehrer immer modisch auf kampflinie. hart an der grenze des zumutbaren überraschen sie fast jeden tag mit einem neuen kostüm. sie selbst halten sich meistens für missverstandene, unterbewertete künstler, die nur zufällig und vorrübergehend den lehrberuf ausüben. selbst wenn sie das schon seit 30 jahren denken. kunstlehrer haben keine objektiven meinungen und urteilen generell aus dem bauch heraus, mit rückendeckung durch ihr einmaliges und unantastbares kunstverständnis. zeichnet man gut, aber ist unbeliebt, dann zeichnet man einfach zu real, kalt, wie schlecht fotografiert. zeichnet man schlecht, hat aber den weg übers hintertürchen in den lehrkörper gewählt, zeichnet man eben abstrakt und beeindruckend tiefgreifend.

im grunde genommen könnte man wirklich jeden lehrer über einen kamm scheren, gäbe es da nicht erfreuliche ausnahmen in form von referendaren. sind sie männlich sind es meistens richtige kumpeltypen, die sich auch auf klassenfahrten nicht lumpen lassen und mal einen schoppen mittrinken oder eine runde ausgeben, sind sie weiblich sind es meistens abbilder feuchter jungenträume. die aufmerksamkeit steigt rapide und selbst die langweiligsten themen können mehr oder weniger erfolgreich vermittelt werden. doch was passiert mit diesen ganzen referendaren? keiner meiner aktuellen lehrer scheint früher ein solcher referendar gewesen zu sein. wo kommen sie hin? ich vermute sie verschwinden irgendwo im bermuda dreieck zwischen pollundern, lehrerzimmern, verzweifelter depression und selbstzweifel.
 

ACH JA, KLEINER HINWEIS NOCH: DER MALWETTBEWERB LÄUFT NOCH UND BISHER IST NOCH NICHTS ENTSCHIEDEN! ALSO - MITTMACHEN! DA DIE BEITEILIGUNG LEIDER NIEDRIGER IST ALS GEDACHT, STEHEN EURE CHANCEN NOCH RECHT GUT!

song of the day:

mr. bungle - after school special

 

also, bis demnächst, mein böses tagebuch


na? was könnte das für ein lehrer sein?

 
extase! - mein bester freund das oszilloskop