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15.10.2008

es ist vollbracht. ich habe mir meinen eigenen bunker errichtet. mein bollwerk gegen die aussenwelt, realität und besuch. wir haben uns eine kleine wohnung nach unserem gutdünken renoviert, eigentlich sogar saniert. nach einem guten dreivierteljahr hat die wohnung nun endlich den "gold" status erreicht. knapp vier wochen haben wir uns jetzt eingelebt und aklimatisiert. ab wann man sich in einer neuen umgebung wirklich heimisch fühlt, kann man daran messen, wie gut man im dunkeln das klo findet. mittlerweile finde ich sogar im dunkeln den kühlschrank.

eine wohnungssuche gestaltet sich immer kompliziert, wenn die ansprüche hoch sind und die freundin zu allem überfluss noch von ihrem mitsprachrecht gebrauch macht. nach einigen wochen der unbefriedigenden wohnungsbesichtigungen hat man dann doch die schnauze voll von sich anbiedernden vermietern, die alles schönreden: zu faul das abgeranzte alte einbauküchenwrack rauszureißen bevor die neuen kommen? dann einfach als "inkl. EBK" kennzeichnen. sandsteinwände, schief und krumm die über jeden dübel nur lachen können? dann handelt es sich einfach um einen "altbau". täglicher spießroutenlauf nur um einen parkplatz zu finden? dann muss die wohnung wohl in "stadtzentrumsnähe" sein. die perfekte wohnung bekommt man eben nur selten auf dem silbertablett serviert. da aber alle besichtigten wohnungen im grunde genommen gleich scheiße waren, einigten wir uns auf die wohnung, in der wir uns am meisten austoben durften. keine leichte entscheidung, vor allem für mich, der seine wochenenden doch lieber zuhause auf der couch als auf der baustelle verbringt. vorbei die zeiten des müßiggangs am wocheende, jetzt musste rangelgotzt werden.

eine wohnung von grund auf zu sanieren ist doch schon etwas mehr arbeit, als einfach nur tapete an die wände klatschen und möbel reinstellen. das ging schon bei der planung los. während ich noch die idealsten kabelführungswege ausarbeitete, schaltpläne aufzeichnete und die verteile von sat- und netzwerkkabel plante, arbeitete sich meine freundin bereits durch die farbtabelle für den anstrich im schlafzimmer. hier ist diplomatisches geschick gefragt. freie farbwahl in schlafzimmer und küche gegen eine komplettvernetzung aller zimmer mit cat7 und netzwerkkabel und mannshohe regale im wohnzimmer für die cd und dvdsammlung. ein fairer deal.

grob genommen kann man die arbeiten wie folgt zu einem leitfaden zusammenfassen:
aller anfang ist radikal. zuerst muss der ganze alte kram raus. anhängerweise flankierten wir in den ersten wochen den bauhof, mit alten möbeln, holzverkleidungen und bauschutt. nachdem erstmal alles ausgeräumt und rausgebrochen ist was stört, kann in die nächste phase der grobarbeit übergegangen werden. tapetenreißen. kein leichtes unterfangen bei subjektiv gefühlt jahrhunderte alter tapete, aufgekleistert mit einer art von superkleber. wochen verbrachten wir nur mit dem fitzelchenweise entfernen von papiererzeugnissen aus dem einflussgebiet des warschauer pakts (trivia: der ostblock versorgte damals den rest der welt nicht nur mit spreewaldgurken, sondern auch mit der weltbekannten erfurter rauhfasertapete). dann wird die blankgelegte wand mit kilometern an schlitzen versehen und mit noch mehr kabel bestückt. danach selbige verputzten und glattziehen. jetzt merkt man eventuell, dass z.b. das herdkabel defekt ist und man reißt die eben verputzten schlitze nochmal auf und legt ein neues kabel vom herd bis zum sicherungskasten, anschließend wieder verputzen und glattziehen. dann tapete drauf und streichen. badfließen und badewanne mit spezieller farbe lackieren, dann armaturen anbringen. beim abschrauben des exzenters für die badewannenarmetur reißt man dann das rohr in der wand ab und erzeugt so einen schönen wasserrohrbruch. wand nochmal aufstemmen, rohr neu verlöten, wand anschließend wieder verputzen und erneut tapezieren. als nächstes den echtholzboden abschleifen, einlassen, nochmal abschleifen und wieder einlassen, danach feststellen dass es aufgrund der staubentwicklung wesentlich cleverer gewesen wäre, den boden zu beginn abzuschleifen. dann noch möbel und küche kaufen, beides reinstellen. saubermachen. kram aus der alten wohnung holen. einziehen fertig. so schnell kanns gehen.

danke an alle die mitgeholfen haben unsere wohnung zu vollenden: 
tadi, benny s., christoph, anita, christian, ali, petra, benny a., claudi, frank, sven, svenja, eva, laura, moritz, ute, martin, mario, alex f., benny h., toni, sepp, lisbeth und paul.

song of the day:
clinic - come into our room

 

also, bis demnächst, mein böses tagebuch