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10.11.2004

hallo mein böses tagebuch,

wie schon gestern erwähnt hat es bei uns jetzt auch mal geschneit. eigentlich kein problem wie verantwortungsbewusste fahrer wie mich, die rechtzeitig auf winterreifen umrüsten. da gibt es aber auch noch die restlichen fahrer, die jeden winter aufs neue vom schnee überrascht werden. "schnee? im winter? mitte november? damit hatte ich nicht gerechnet..." und so ist es jedes jahr das gleiche elend auf den verschneiten straßen. 5 cm schneebelag wird zu einem unüberwindlichen hindernis. auf einmal wird der porsche mit den dicken proloschlappen zum schlitten und wird von jedem fiat panda bergauf stehengelassen. der tiefergelegte 3er bmw pflügt mit dem spoiler mehr schnee weg als die stadtwerke und schabt mit dem bodenblech so manchen, unfair unter dem schnee versteckten hindernissen wie hohe kopfsteinpflaster, kanaldeckel oder unnötig dick aufgetragenen fahrbahnmarkierungen.

so geschehen gestern früh. ich wollte wie immer zur schule. am besten pünktlich, da ein freier parkplatz bei schlechtem wetter ungefähr so viel wert ist wie in dubai 49 kamele oder hier eine frau die kochen und putzen kann. also, ich düse mit meinem kleinen fronttriebler aus dem hof und drifte zielsicher auf die straße. und da war schluss. vor mir der albtraum aller autofahrer: mercedes E 200, altes nummernschild, weißes "D" oval auf dem stufenheck, fahrer mit hut, wanderstock im beifahrergriff eingehängt, klorolle auf der hutablage, sommerreifen, am hang, kupplungsgefühl = 0, grundlegendes fahrerisches können = -10, dioptrien = -15. konstante geschwindigkeit unter normalen umständen: 60 km/h, egal ob innnerorts, in 30er zonen, in fußgängerzonen, auf parkplätzen oder auf landstraßen und autobahnen. solche autofahrer sind im sommer schon ärgerlich und gefährlich genug, aber im winter können sie zur tödlichen falle werden.

mit durchdrehenden reifen versucht der renter im zweiten gang die verschneite straße hoch zu kommen. leider vergeblich. ich legte den rückwärtsgang ein, als der mercedesfahrer es das zweite mal probierte, diesmal mit anlauf. auf der geraden beschleunigt und rauf auf den berg... ...fast. da die sommerreifen schon beim fahren wenig grip bieten, wird es wohl beim bremsen nicht anders sein. so steht er also da, mitten im hang, leicht quer, mit blockierten reifen und guckt dumm, als er merkt, dass sich sein auto trotz getretener bremse wie von zauberhand bergab bewegt. und das auch noch in richtung eines geparkten autos. ich merke mir noch kurz die autonummer und nehme dann einen umweg über eine seitenstraße, als ich schon jemanden auf das unvermeidbare unheil zurennen sehe. wahrscheinlich des besitzers des geparkten wagens.

wenn die rentner nicht gerade im auto sitzen stehen sie um ca. sechs uhr vor ihrer türe und schieben schnee. und ab da alle halbe stunde. es schneit ja noch. eine sysiphus arbeit auf die ich gerne verzichte. das dumme ist nur, dass eben diese renter meistens nachbarn sind, die einen dann abfangen wenn man aus dem hof fährt. "wollen sie ihren bürgersteig nicht schieben?" "nö, bringt nix, solange es schneit, der ist in 15 minuten wieder total zu. und ich kann ja nicht alle halbestunde heimfahren um den bürgersteig zu räumen." "sie wissen ja, dass sie für den intakten zustand ihres bürgersteigs verantwortlich sind, oder? was wenn ich jetzt vor ihrem haus ausrutsche und mir den hals breche?" in gedanken setze ich den satz fort: dann würde ich im hawaiihemd und ner magnum flasche schampus auf deiner beerdigung tanzen. "ich würde natürlich zusehen, dass ich jemanden auftreibe der sie beim schneeschieben vertritt." genug generationsübergreifende konversation für heute. ich lasse das fenster wieder hoch, drehe das radio auf bis ich den nachbar nicht mehr höre und lasse ihm im schneeschauer meiner vorderreifen im rückspiegel verschwinden.

song of the day:

Dover  - Winter Song

 

also, bis demnächst, mein böses tagebuch


der bulle auf dem glatteis