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11.12.2003

hallo mein böses tagebuch,

heute ist ein schwarzer tag. was sich die ganze zeit als gerücht angebahnt hatte, wurde heute nochmals bestätigt. harald schmidt hört auf. ja, richtig gelsen. der großmeister der intelligenten fernsehunterhaltung gönnt sich eine kreative pause. es schmerzt, es brennt, es zerreisst mich innerlich. die harald schmidt show gehörte schon seit einigen jahren zu meinem festen tagesablauf wie zähneputzen und morgenschiss. freundinnen kamen und gingen, die regierung wechselte die farben, die jahre zogen ins land, meine jobs wechselten und irgendjemand hat sogar die ossis wieder rausgelassen. aber harald schmidt blieb. eine konstante die sich wie ein roter faden durch mein leben zog. und das soll jetzt alles, einen tag vor weihnachten sein ende nehmen? ich kann es immer noch nicht glauben. doch hier steht es leider schwarz auf weiß: spiegel-online 
das einzige was wir tun können, ist auf www.schmidt-soll-bleiben.de zu gehen und unsere stimmen abzugeben.

aber jetzt mal wieder zu etwas anderem. als ich letzlich mal wieder für die firma nach nürnberg gefahren bin, sah ich das, wovon als kind wohl jeder schon einmal geträumt hat: das wundertüten-werk. das werk, in dem kinderträume aus billigem, krebserregendem plastik gegossen werden, befindet sich an der A3, von Würzburg nach Nürnberg, irgendwo auf der linken seite. diese wundertüten haben mir als kind schon mehrere male extrem geholfen, langweilige nachmittage auf irgendwelchen bierfesten mit meinen eltern zu überstehen. meine eltern haben mich im sommer fast jeden sonntag auf irgendein anderes fest in unserem kaff geschleppt. papa wollte bierschoppen mit seinen kollegen machen und mama traf sich auf ein sektchen oder auch acht mit ihren freundinnen. so stand ich dann da. "geh doch auf den spielplatz mit den anderen kindern spielen!" war dann der satz den ich fast reflexartig von meiner mutter an den kopf geschmissen bekam. spielplatz, andere kinder... naja, schaun wir mal. also trottete ich los. der spielplatz bestand aus einer schaukel deren ketten für mich direkt auf den ersten blick schon nach abgetrennten gliedmaßen und blutvergiftung aussahen. da sah die wippe doch schon etwas einladender aus. vor allem weil eine seite frei war und auf der anderen ein mädchen hockte, die sich noch an der frage das hirn zermarterte, wie man wohl am besten alleine wippt. also, kletterte ich auf die mitte der wippe und sprang mit voller kraft auf die freie sitzfläche. ich war zwar als kind noch nicht so gut gebaut wie jetzt, aber es reichte aus um dem mädchen im rosafarbenen kleidchen beim aufschlag drei meter hinter der wippe das geliebte kleidchen mit einem rot-braunen matsch-blutgemisch neu einzufärben. also war die wippe auch gestorben. als nächstes kam das karusell an die reihe, aber als dort nachdem ich mal richtig gas gegeben hatte die ersten kinder das kotzen anfingen und die fliehkraft auch die letzen lutscher in die hintere gaumengegend gedrückt hatte, war es für mich wohl zeit den spielplatz zu verlassen. so stand ich knapp 10 minuten später wieder quengelnd bei meinen eltern "ich hab hunger, ich hab durst, ich hab hunger, ich hab durst, ich hab hunger, ich will ein eis, ich will einen lutscher, mir ist langweilig..." eigentlich hatte ich garnix ausser langeweile. aber damit ich endlich ruhig war gab mir mein vater zwei mark und sagte, ich solle mir was dafür kaufen. am besten etwas, das mich die nächsten drei stunden konstant beschäftigt. und da kam ich am süßigkeiten stand vorbei. gummibärchen wollte ich schon deswegen nicht, weil sie irgend so eine siffige, stinkende alte oma mit den nackten finger aus einen plastiktonne holte. so etwas wiederte mich an, als kind hatte ich schon immer ekel vor dem geruch und dem gefühl von alten menschen. schnell musste ich auf andere gedanken kommen. und da sah ich sie: die wundertüte. 1 DM, viel geld für mich damals. zum glück hatte ich ja zwei mark vom papa bekommen. also orderte ich eine wundertüte, und achtete beim nehmen darauf, die wundertüte nur da anzufassen, wo die oma noch nicht hingelangt hatte. keine zwei meter hinter dem stand riss ich sie auf. der inhalt: 1 päckchen puffreis, geschmacklos aber in tollen bunten farben, ein plastikkamm, ein aufkleber mit einem elefant, eine plastik panflöte und, das highlight, ein styroporflieger. wer kennt sie nicht. ganz simple flugzeuge, bestehend aus drei bedruckten styroporplatten und einem plastikpropeller. zehn sekunden später hatte ich den flieger startklar gemacht und rannte damit auf den spielplatz. voller anlauf, schwung holen, wurf, und...    ...bruchlandung. irgendetwas hatte ich verkehrt gemacht. "mensch, du musst die höhen und seitenruder einstellen!" sagte ein älterer junge hinter mir. und er zeigte mir, mit welchen rudereinstellungen man welche flugfiguren erzeugen konnte. ab jetzt gehörte ich zur festen szene der kinder, die von ihren eltern auf langweilige bierfeste geschleift wurden und sich die zeit mit dem styroporfliegerkunstfliegen vertrieben. die szene wurde größer und man traf sich jedes wochenende auf einem anderen fest. tuningtipps wurden ausgetauscht und neue modelle verglichen. war ein doppelpropeller hilfreich? welche vorzüge haten zwei an den tragflächen montierte extra propeller? von uns hätten sich die auto prolos mal ne scheibe abschneiden können...

song of the day:

Red Hot Chili Peppers - Aeroplane

also, bis demnächst, mein böses tagebuch