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29.12.2004

hallo mein böses tagebuch,

ah, geschafft, weihnachten ist rum. war ziemlich ergiebig dieses jahr, man kann nicht meckern. ich nenne nun unter anderem einen humax pvr-8000 festplatten digisat recorder mit usb 2.0 port mein eigen, die vervollständigung meines digitalen heimes. des weiteren begleitet mich der neue h.r. giger kalender durchs jahr 2005. sehr fein.

jetzt kann auch auch endlich diese beschissenen klingelton werbespots aus meinen aufnahmen rausschneiden. werbung war ja schon immer schlimm, doch man fand immer wieder das ein oder andere argument, sie irgendwie zu rechtfertigen und zu tolerieren. "ohne die werbung hätten die ganzen privatsender kein geld um die ganzen tollen sendungen und filme zu produzieren" - ja, genau, so ein paar schönheits-ops für ein haufen deprimierter putzen aus kahlen plattenbauten kostet schon eine stange geld. ein fernsehpsychologe verglich den schönheits-op wahn im tv mit dem wahn der männer immer einwandfreie, gepflegte autos zu fahren. liftings und busenvergrößerungen sind also nichts anderes wie kratzer aus dem lack polieren und dellen ausbeulen. im übertragenen sinne. wenn ich mir die "schwäne" allerdings so mal im vorher und nachher vergleich ansehe, würde ich die op eher mit dem zurückdrehen des tachostandes vergleichen.

"naja, wenn die werbung schon nicht für anspruchsvolles fernsehen sorgt, dann hat man durch die unterbrechung wenigstens mal zeit während dem film aufs klo zu gehen." naja, mittlerweile haben sich die werbepausen dermaßen ausgedehnt, dass man ohne probleme ein vollbad nehmen könnte. auch sind werbepausen für einen besitzer eines sat-receivers mit timeshift (so wie ich jetzt!) völlig unnötig, da man einfach per knopfdruck das aktuelle programm anhalten und beliebig später weiterschauen kann.

aber wie schon gesagt, bisher hat man immer mal ein auge zugedrückt wenn uns die privatsender mit selten dämlichen werbespots die filme kaputtgemacht haben. es gab schon immer gute und schlechte werbungen. da gab es werbungen die lustiger waren als eine ganze staffel "sieben tage, sieben köpfe", und es gab werbungen da wäre man am liebsten in den fernseher gesprungen und wollte nur noch draufgeschlagen. bestes beispiel: das arschlochkind aus der kaffeewerbung, dass seinem vater erstmal einen liter des ekelhaft bitteren suds aufgießt, bevor es seine schlechten noten beichtet. mit einem scheuen und durchschaubaren rehaugen blick der schon nach einzelhaft im keller schreit widert sich dieses kleine würmchen an den zeitungslesenden vater an. wenn ich nur einmal den vater spielen dürfte... KLATSCH! "was? du hast schlechte noten?" KLATSCH! "was soll ich mit dem scheiß kaffee? hier!" ZACK! ZISCHSCHSCH! SCHREI!...

ja, aber auch das war alles noch halbwegs zu ertragen. aber irgendwie scheint es selbst diese werbung nicht mehr zu geben. man hat das gefühl es gibt außer jamba und zed keine firma mehr, die genug geld für fernsehwerbung hat. ich frag mich immer noch wie bescheuert man sein muss, um sich klingeltöne aufs handy zu bestellen, die teurer sind als der echte song auf musicload.de. und das tolle ist, dass 99% der dummen bauernkinder keine ahnung haben, was sie mit dem bestellen eines klingeltons aus der fernsehwerbung auslösen. hält man nämlich mal das bild an und liest das kleingedruckte, erfährt man, dass man mit dem bestellen eine abo abschließt, dass jeden monat bis zu 5,90 € kosten kann. widerrufen kann man dieses tolle abo nur mit einem codewort das man per sms verschicken muss. nur dumm das jeder (!!!) clip ein anderes codewort beinhaltet. und das ist noch dazu so klein geschrieben, dass es kaum jemand mit einer bildröhrendiagonale unter 1,20 m in der kurzen zeit entziffern kann.
clever gemacht, dass muss man zugeben. aber auch da klammere ich mich hoffnungsvoll an meinen freund darwin und hoffe. dass die eltern der jamba-kiddies, die ja immerhin für die entstandenen unkosten aufkommen müssen, elendig verhungern um die welt vor ihrem selten dummen genmaterial zu bewahren.

irgendwie sollte man sich rächen. ähnlich wie man damals AOL lastwagenladungen von gesammelten, nervigen, überflüssigen, kostenlosen aol cds in den hof gekippt hat, sollte man den fädenziehern von jamba auch mal die ergebnisse ihrer geschäftsmethoden präsentieren. ich schlage vor, wir versammeln ca. eine million handysüchtiger grundschüler mit ihren geräten vorm jamba gebäude und lassen sie tag und nacht klingeln und den "jamba-nilpferd-tanz" aufführen. hier schonmal die adresse von jamba, termin wird noch bekannt gegeben:

Jamba! AG
Pfuelstr. 5
10997 Berlin
Telefon: 0049-30-69538100
E-Mail: info@jamba-ag.de

aber wie konnte es überhaupt soweit kommen. das problem ist, dass unsere gesellschaften immernoch insgeheim in schichten und klassen aufgeteilt ist. die unterschicht penetriert plattenbausiedlungen mit "monophonen" (was soll das überhaupt für ein wort sein?) klingeltönen. die obere unterklasse, sackhosenträger in sozialen brennpunkten beeindrucken mit "polyphonen" klingeltönen. noch etwas weiter oben, so in der mittelschicht versteht man es ganze kinosäle mit "real-music-tones" auf sich zu hetzen. tja, und wir liebe leser, die oberschicht, haben mittlerweile den stillen vibrationsalarm entdeckt. understatement ist alles.

wer allerdings auf minimalistische musik steht, der sollte sich mal die zwei darmstädter jungs von pornophonique (www.pornophonique.de) ansehen. die zwei zaubern aus einem umprogrammierten gameboy und einer wandergitarre wirklich beeindruckende songs. siehe hier.

song of the day:

pornophonique - sad robot

also, bis demnächst, mein böses tagebuch